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Ausstellungen: München · von Cornelia Gockel · S. 358 - 359
Ausstellungen: München , 2008

Cornelia Gockel
Luc Tuymans

»Wenn der Frühling kommt«
Haus der Kunst, 2.3.-12.5.2008

Das Ungeheuerliche kommt in Luc Tuymans Gemälden im Gewand des Alltäglichen – ein Stillleben, ein großbürgerliches Interieur, oder ein flämisches Dorf, bei dem sich die weiß verputzten Häuser unter der Last der roten Ziegeldächer ducken. Die Farbe scheint in ihnen verloren gegangen zu sein, wie verblassende Zeitungsbilder im Sonnenlicht. „Nichts ist in Sicht“ hat Tuymans in flämisch auf eines dieser Bilder geschrieben und den Schriftzug gleich wieder mit weißer Farbe übermalt, als könne er zuviel Preis geben über die Geschichten, die dahinter stecken. Sie handeln von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, weltpolitischen Ereignissen, aber auch persönlichen Schicksalsschlägen.

Im Haus der Kunst zeigt Stephanie Rosenthal das Werk des belgischen Künstlers in einer Retrospektive. Zu sehen sind 90 Gemälde aus 30 Jahren seines Schaffens, darunter wichtige Werkgruppen, wie „Der diagnostische Blick“, „Die Zeit“ oder „Les Revenants“. Dazu kommen Polaroids, Zeitungsausschnitte und Bücher, die einen Einblick in die Arbeitsweise des Künstlers vermitteln. Tuymans verzichtete auf eine chronologische Hängung, sondern konstruierte „Bedeutungsinseln“, mit denen er der Frage nachgeht, welche Macht Bilder ausüben können. Das Haus der Kunst mit seiner wechselvollen Geschichte scheint dafür der ideale Hintergrund zu sein. 1937 von Paul Ludwig Troost errichtet und von Adolf Hitler eingeweiht, feierte man dort die Geburt einer „neuen deutsche Kunst“, während die aus den Museen geraubten Meisterwerke der klassischen Moderne im Dämmerlicht der Schandausstellung „Entartete Kunst“ dem Gespött der Leute Preis gegeben wurden. Auftakt bildet der 2007 entstandene Zyklus „Les Revenants“, der um die Machtverhältnisse der katholischen…



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