Claudia Wahjudi
Schöne neue Welt.
ifa-Galerie Berlin, 8.2. – 4.5. 2008,
ifa-Galerie Stuttgart, 5.9. – 19.10. 2008
Häuser sind nicht mehr für die Ewigkeit bestimmt. In Shanghai weichen niedrige Familienhäuschen Wohntürmen, im Westen haben Industrieviertel Platz für Dienstleistungsquartiere gemacht. Und Kräne zerlegen bereits die Büroriegel der Spätmoderne. «In der Tat macht ihre Überspezifizierung in Form und Funktion die moderne städtische Umgebung besonders anfällig für den Verfall», schreibt der Soziologe Richard Sennett in dem Band «The Endless City» aus London. «In Großbritiannien beträgt die durchschnittliche Lebensspanne von neuen Häusern des öffentlichen Wohnungsbaus heute 40 Jahre, in New York die eines neuen Wolkenkratzers 35 Jahre.» Strukturwandel und der Fall des Eisernen Vorhangs haben den Takt von Neubau und Abriss noch einmal beschleunigt.
In Riga bestimmt jetzt ein gläsernes Hochhaus die Skyline mit. Das Zentralkaufhaus hat eine neue Fassade erhalten, aber auch das Schwarzhäupterhaus, das an die bürgerliche Vorvergangenheit der lettischen Hauptstadt erinnert, glänzt frisch saniert. Der Bremer Fotograf Albert Caspari hält den Wandel Rigas seit 1991 fest. In der Berliner ifa-Galerie hat er eine Wand mit vielen kleinformatigen Aufnahmen bestückt. Sie zeigen Riga als aufstrebende Handelsstadt: mit neuen Geschäftshäusern und Marktständen, Reklametafeln und großen Autos, aber auch mit vergessenen Ecken wie dem denkmalgeschützten Pavillon im Arkadija-Park. Caspari hat ihn 1994 als ein gut erhaltenes Bauwerk des Jugendstils festgehalten – und 2006 als ausgebrannte Ruine.
Seine Serie «Riga von 1991 bis heute» ist Teil der Ausstellung «Schöne neue Welt», die den Wandel von postsozialistischen Städten thematisiert. Mit elf Beiträgen von Künstlern, Architekten, Filmemachern und einer Wissenschaftlerin soll sie…