Sonja Alhäuser
Ohne, dass es einen gross wundert, steht man mittendrin.
Ein Gespräch mit Sven Drühl
Die meisten Leute kennen Sonja Alhäuser als brillante Zeichnerin, die überbordende, komplexe und vieldeutige Blätter voller sexueller Anspielungen, kulinarischer Genüsse und kruder Handlungsverläufe präsentiert. Allerdings leistet die Künstlerin von jeher viel mehr als bloß in einem Medium zu agieren: sie macht Skulpturen aus Schokolade und anderen Essensmaterialien, experimentiert mit kinetischen Maschinen, führt ungewöhnliche Performances durch, gestaltet künstlerische Abendessen, die zwischen Gesamtkunstwerk und theatralisch-choreografiertem Geschehen pendeln und zeigt neuerdings sogar ganze Rauminstallationen samt einem Kurzfilm. Thematisch lässt sie sich dabei keineswegs auf den Bereich „Essen“ festlegen, stattdessen behandelt sie die großen Themen der Kunst, ohne Angst vor Tabu und Intimität.
Sven Drühl: Mir ist aufgefallen, dass du häufig in die Kunst-und Essen-Ecke eingeordnet wirst. Dabei behandelst du eigentlich alle möglichen Themen. Du wagst dich sogar an die ganz großen heran, wie etwa Liebe, Tod, Magie, etc. Hast du keine Angst vor den existentiellen Fragen?
Sonja Alhäuser: Nein. Ich finde aber, wenn ich Essen oder Schokolade bearbeite ist das genauso existentiell, obwohl es vielleicht vom Material her erst mal harmloser rüberkommt, aber je nachdem, was man für Erfahrungen gemacht hat, ist das auch existentiell. Die großen Fragen interessieren mich schon. Ich taste mich in meinen Zeichnungen ja schrittweise an so etwas heran, um dann langsam aber sicher auch in die Extreme zu gehen. Es ist mir vorher allerdings nicht klar, wo ich lande, aber dann Schritt für Schritt…
Du legst also nicht vorher fest, dass es in der Zeichnung etwa um…