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Titel: Schönheit I · von Jürgen Raap · S. 90 - 103
Titel: Schönheit I , 2008

Jürgen Raap
Star-Kult und Maskerade

Image-Strategien und Rollentausch-Rituale

US-Wissenschaftler definierten einen Schönheitsquotienten (Beauty-Quotient, BQ) und einen Schönheitsindex (Beauty Index, BI). Basis ist eine repräsentative Umfrage unter 2000 Amerikanern nach der perfekten Schönheit. Als ästhetisch perfekt gilt demnach ein harmonisches Dreieck von Mund und Augen. Die Partien von Mund, Nase und Stirn sind im Idealfall in der Horizontalen symmetrisch und die fünf Abschnitte zwischen den Außenkanten des Gesichts und allen Augenwinkeln gleich. Den Schönheitsindex ermittelten die Forscher durch Berechnungen am Computer. In neun Schritten wurden Rundungen, Winkel und Abstände der einzelnen Gesichtspartien im Computer miteinander verrechnet. Ergebnis: Das perfekte schöne Gesicht gehörte der Schauspielerin Grace Kelly, der späteren monegassischen Fürstin Gracia Patricia von Monaco. (1)

Bei allen körperlichen Signalen achten wir auf das Gesicht unserer Mitmenschen am meisten. Ende der 1980er Jahre fand die Forscherin Judith Langlois heraus, dass schon Säuglinge, die gerade erst lernen, Gesichter voneinander zu unterscheiden, sich länger mit einem Gesicht beschäftigen, das Erwachsene als attraktiv empfinden, als mit dem Antlitz eines unattraktiven Zeitgenossen, der sich gerade zu ihnen über den Kinderwagen beugt (2). In jenen 1980er Jahren definierte die Wissenschaft Schönheit biologistisch, nämlich als Körpersignale für die Fortpflanzungsfähigkeit. „Die Forscher stellten sogar eine Zauberformel der Attraktivität auf: WHR, die Waist-Hip-Ratio, nach der die Taillenweite zum Hüftumfang ins Verhältnis gesetzt wird. Bei einem Idealresultat von 0,7 ist sie um ein Drittel schmaler als Hüfte und Brust. Amerikanische Soziobiologen fanden heraus, dass eine solche Sanduhr-Figur mit schmaler Taillenweite, die von gesundem Östrogenpegel zeugt, universell von allen Völkern als schön empfunden wird –…


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