Rainer Unruh
Adrian Paci
Kunstverein Hannover, 19.4. – 15.6.2008
Hannover liegt an der See. Blau schimmert das Meer, in das der Wind weiße Streifen malt. Das Geräusch der Wellen bricht sich an den Wänden. Es ist das Echo der Erinnerung, das Stöhnen der Toten, das Flüstern der Flüchtlinge, die auf der Suche nach einer besseren Zukunft ihr Leben ließen. Mit der Geduld eines Sisyphos schöpft Adrian Paci das Wasser aus dem Meer und füllt es in Kanister. Der xenophobe Bootsführer, ein Italiener, mit dem der albanische Künstler für sein Projekt die Meerenge von Otranto durchquert, hat wenig Sinn für das Schöpferische. Doch wer das Video betrachtet, das diese Aktion dokumentiert und das an eine Wand aus mit Wasser gefüllten Kanistern projiziert wird, dem leuchtet das Ritual unmittelbar ein. Wenn der unsterbliche Geist über den Wassern schwebt, warum sollen dann nicht die Geister der Toten im Wasser schweben?
Flucht und Vertreibung sind zentrale Themen im Werk von Adrian Paci. Beim Aufbau der Ausstellung im Kunstverein Hannover erzählt er, wie in Albanien noch 1973 ein Maler angeklagt wurde, weil er öffentlich van Gogh gelobt hatte. Als der Kommandosozialismus implodierte, fiel die Zensur weg, aber auch die staatliche Unterstützung. Die Künstler mussten auf einmal für den Markt produzieren, und das in einem Land ohne private Galerien und Sammler. Manche verlegten sich auf Auftragsarbeiten und Fälschungen. Pacis Installation „Piktori“ (2002) präsentiert die ganze Bandbreite des Angebots, darunter einen gefälschten Totenschein, den ein albanischer Künstlerkollege für Paci ausgestellt hat.
In dem Video „Albanian Stories“ erzählt die kleine Tochter…