Franz Thalmair
Nach Demokratie
»Weltbeglückung von unten herauf«
Kunstraum Niederösterreich, Wien, 14.1. – 12.3.2011
Eine klare Frage: „Was wären Alternativen zur derzeitigen Form der Demokratie?“ Die noch viel klarere Antwort darauf: „Keine.“ Dieses Fragment aus einem Gespräch zwischen dem Kurator Raimar Stange und dem Soziologen Harald Welzer im begleitenden Katalog zur Ausstellung macht deutlich, dass es bei „Nach Demokratie“ im Kunstraum Niederoesterreich in Wien nicht darum geht, die Demokratie per se in Frage zu stellen, wie dies der Titel vielleicht vermuten ließe. Vielmehr ist die Schau als Befragung dieser „Regierungsform mit umfassendem Partizipationsrecht aller BürgerInnen“ im Hinblick auf ebendiese Formen der Mitbestimmung und -gestaltung angelegt. In Zeiten, in denen das globale Gefüge von Entscheidungen von ebenso global agierenden MachthaberInnen wie etwa Wirtschaftskonzernen, PolitikerInnen oder internationalen Kommissionen abhängig ist, sieht Welzer, der befragte Buchautor und Forscher am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen, nur eine Chance: „Die Demokratie muss von unten her vitalisiert werden. Entscheidungen müssen von vornherein unter intensiver Bürgerbeteiligung vorbereitet werden.“ Der Fokus der von Raimar Stange zusammengestellten Ausstellung richtet sich demzufolge auf das widerständische Potenzial, das der Masse entmündigter BürgerInnen innewohnt: Proteste, Kundgebungen und Demonstrationen, Menschen, die ihre demokratischen Rechte einfordern, sind im Blickfeld – ein hochbrisantes Thema, das sich beinahe täglich in den Massenmedien wiederfindet.
Beim Betreten des Ausstellungsraums fällt der Blick der BesucherInnen unweigerlich auf Oliver Resslers Wandtext, der die Dimension des Kunstraums Niederoesterreich beinahe zu sprengen scheint: „too big to fail“ (2011) steht da in menschengroßen schwarzen Buchstaben, auf denen bei näherer Betrachtung die Umrisse von DemonstrantInnen zum Vorschein treten….