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Ausstellungen: London · von Michael Hübl · S. 314 - 315
Ausstellungen: London , 2004

MICHAEL HÜBL
Ólafur Elíasson.The Weather Project

Tate Modern, London, 16.10.2003 – 21.3.2004

Die technisch-apparative Herstellung von Emotion gilt üblicherweise als Sache des Films. It’s the movies that move you. Unter den Künsten besitzt nur der Film (inklusive seiner Weiterentwicklungen wie Datenhelm oder Cinemax) eine perfektionierte Suggestionsmaschinerie. Oft wird das fotografische Material mit musikalischer Untermalung (!) synästhetisiert, obschon allein die visuellen Mittel, die Cuts und Close Ups, vor allem aber die Beschleunigung der Bilder hinreichen, um auf physiologische und endokrinologische Prozesse im Biosystem des Betrachters einzuwirken, die dann als Empfindungen wie Traurigkeit, Lust, Angst, Freude wahrgenommen werden. Bei den vorindustriellen Künsten, wie etwa der Malerei, galt es lange als ausgemacht, dass die Fähigkeit, mittels eines spezifischen Mediums Gefühle auszulösen, einzig im Künstler liegt; zeitweise nannte man diese Fähigkeit Genie.

Ólafur Elíasson setzt weniger auf Genie als auf Eindeutigkeit des künstlerischen Instrumentariums und auf eine analytische Befragung der Abhängigkeiten, in die es eingebunden ist. Elíasson ist kein Maler, aber er rührt an Bereichen, die als Domäne der Malerei bekannt sind. Seine Installation “The Weather Project”, die er für die Tate Modern in London eingerichtet hat, ist eine exakte technische Konstruktion, gleichwohl evoziert sie eine Reihe von Bildern, die ihren festen Platz in der Malereigeschichte haben: Wenn man die hohe ehemalige Turbinenhalle durch den Haupteingang betritt und auf der Brücke, die den Raum quert, Menschen in die Betrachtung einer großen orangegelben Scheibe versunken sieht, mag man an Caspar David Friedrich denken. Wenn dann aus Düsen entlang der Wand Dampf ausströmt und das gelbe Licht dramatisch verschleiert,…


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