Fabian Stech
Phoebe Washburn
»Compeshitstem – the new Deal«
Kestnergesellschaft Hannover, 14.8. – 25.11.2009
Sagen sie mir, sagte er, können sie sich nicht selbst melken?
Kann ich nicht, erwiderte die Kuh.”
Flann O’Brien
Ein Kunstwerk zu beschreiben ist eine verzwickte Sache. Die Schwierigkeit fängt schon bei einem einfachen Bild an. Obwohl es nur einen Standpunkt gibt, von dem aus ein Bild korrekt beschreibbar scheint, ist es schwierig, das Detail und den Gesamteindruck unter einen Hut zu bringen. Brauchte Homer nicht 127 Verse zur Beschreibung von Achills neuem Schild? Und treten wir Dank des Nacheinanders seiner Beschreibung nicht in den Schild ein wie in eine neue Welt? Die Beschreibung einer Installation, in der es per se schon in der Betrachtung vielfältige mögliche Standpunkte und ein zeitliches Nacheinander gibt, ist ungleich schwieriger. Wo beginnt man mit der Beschreibung, welche Details sind notwendig, um die Installation zu verstehen, wie stellt man den Zusammenhang zum Gesamteindruck her? Schon der Klang des wunderbaren griechischen Fremdworts, welches die Beschreibung eines Kunstwerks bezeichnet, die “Ekphrasis”, verdeutlicht wie komplex der sprachliche Ausdruck von Kunst ist. Dies sei als Warnung kurz vorausgeschickt, falls es dem Autor nicht gelingen sollte, eine adäquate Beschreibung der bisher größten Ausstellung von Phoebe Washburn zu produzieren, denn bei Phoebe Washburns Installation im Kestnermuseum beginnt die Komplexität bereits beim Titel! “Compeshitstem” ist ein Neologismus mit kryptischer Auslassung von Buchstaben. Ob es komplexes Scheißsystem, komplettes Scheißsystem oder etwas anderes bedeuten soll, wird nicht gesagt. Doch lässt sich an dem Wort ablesen, dass es weder um die Form noch um den…