PICKNICK, FRÜHSTÜCK
Der niederländische Künstler Kees Mol führte in den achtziger Jahren eine Performance in der Kölner Moltkerei-Werkstatt auf: Er hatte im Aktionsraum ein Campingzelt aufgebaut und briet sich auf einem kleinen Butangas-Kocher eine Portion Spiegeleier. Zum Ende der Performance legte er sich zum Schlafen ins Zelt. Kees Mol intendierte damit keinerlei Symbolismus, aber dennoch mag man dieses absurde Aktionsbild als Anspielung auf eine Lebensauffassung deuten, bei der jenseits aller formalen Unterschiede in den vergangenen einhundert Jahren immer wieder eine eskapistische Sehnsucht nach dem einfachen Dasein und der unmittelbaren Nähe zur Natur das generelle Vehikel gewesen war: Das lässt sich z.B. für die Zeit 1900-1930 an den Wandervögeln und Pfadfindern mit ihrer Lagerfeuerromantik festmachen, und das gilt ebenso für die Hippies und die Alternativbewegung um 1970-1980 mit ihrem Rückzug in Landkommunen.
Mit der Zunahme der Motorisierung in den Wirtschaftswunderjahren nach 1950 gewann auch die Camping-Idee an Bedeutung, und zwar als eine Möglichkeit, das Wochenende oder die Ferien möglichst billig in Kontakt zur “freien Natur” verbringen zu können. Heute sind die Wohnmobile allerdings so komfortabel ausgestattet, dass kaum noch jemand auf dem Campingplatz sich mit solch einem kargen Picknick begnügen muss, wies es Kees Mol als Performance vorführte.
Peter Angermann malte 1988 in karikierender Weise ein “Bärenpicknick” mit Esskorb und Kofferradio auf einer Waldlichtung. Sein Bild ist eine moderne Variante der Tierfabel, wie sie vor allem in der Malerei und Grafik des 18. und 19. Jh. populär war. Hier sind die Bären nackt, doch sonst bekamen in den historischen Fabelbildern Tiere auch äußerlich menschliche…