Hajo Schiff
Rachel Whiteread
»Plastiken und Zeichnungen«
Staatliches Museum Schwerin, 5.11.2005 – 15.1.2006
Von antiken Göttern in barocker Üppigkeit zu reinen mathematischen Körpern, allem kann die Skulptur Form geben. Aber wie das Nichts, die Abwesenheit von etwas in Plastik fassen? In der Physik natürlicher Körper besteht der plastische Körper normalerweise aus einem Volumen hinter einer Oberfläche. Die 1963 geborene Rachel Whiteread aber zeigt die Volumen, die betrachterseitig vor den Oberflächen der Objekte liegen. Es ist der Raum über, unter und zwischen den einfachen Dingen des Alltags, die die Londoner Künstlerin auf einzigartige Weise zur Darstellung bringt. Völlig zu Recht bekam sie für diese Umkehrung der plastischen Wahrnehmung schon im Alter von dreißig Jahren den renommierten Turner-Preis.
Trotz der Schau 2004 im Kunsthaus Bregenz und der aktuellen Präsentation von vierzehntausend Kartonvolumen in der Turbinenhalle der Tate Modern in London sind Museumsausstellungen von Rachel Whiteread eher selten. So ist die jetzige Einzelausstellung im Staatlichen Museum Schwerin die erste in einem deutschen Museum. Der Anlass dafür ist ein doppelter: Das Museum hat die türförmige Gips-Arbeit “In-Out – VII” von 2004 gekauft und Rachel Whiteread wurde mit dem seit 1983 verliehenen, mit zwanzigtausend Euro dotierten Kunstpreis der NORD/LB – Norddeutsche Landesbank Girozentrale ausgezeichnet. Auf Wunsch der Künstlerin findet die zum Preis gehörige Ausstellung erst zwei Jahre nach der Nominierung statt. Dafür ist die nun bei aller Reduktion und nur 27 Katalognummern eine bemerkenswerte Werkübersicht geworden. Gezeigt werden Plastiken aus den letzten 13 Jahren, Zeichnungen aus der Zeit ihres DAAD-Stipendiums 1992/93 und eine Serie mit Duotondrucken über…