Claudia Wahjudi
William Kentridge.
»Black Box/ Chambre Noire«
Deutsche Guggenheim, Berlin 2005 – 15.1.2006
In Berlin fand vor über 120 Jahren die Afrikakonferenz statt. Auf ihr meldeten führende Kolonialmächte ihre Interessen an jenem Teil der Welt an, über den Hegel gesagt hatte, er habe keine eigene geschichtliche Entwicklung. Etwas später, im Jahr 1896, kamen 103 Kontraktarbeiter aus Afrika nach Berlin, um sich als so genannte Schauneger auf der Deutschen Kolonialausstellung zu zeigen. Und 1904 begann das Deutsche Reich in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, einen Krieg gegen die Herero und Nama, den Historiker nun als den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts bezeichnen. Auch wenn das Deutsche Historische Museum Ende 2004 eine Ausstellung zum Verhältnis von Namibia und Deutschland gezeigt hat, ist diese Geschichte in der Bundesrepublik nur wenig bekannt. Deutschland habe ja kaum Kolonien gehabt, hieß es lange, vor allem aber haben die Weltkriege und der Nationalsozialismus die Erinnerung an die imperiale Zeit überlagert.
Jetzt hat William Kentridge das Massaker, das deutsche Truppen 1904 an Hereros begingen, zum Thema seiner Ausstellung “Black Box/ Chambre Noire” gemacht – mitten in Berlin, in der Deutschen Guggenheim nahe des Deutschen Historischen Museums und des ehemaligen Hohenzollernschlosses. Man könnte also sagen, Kentridge kläre frei nach Platon direkt in der Höhle des Löwen auf. Doch der 1955 geborene Künstler aus Johannesburg, Apartheid-Gegner, Theatermann, Filmemacher, Regisseur, Bühnenbildner und Documenta-Teilnehmer macht es sich noch ein wenig schwerer. Der Titel “Black Box/ Chambre Noire” deutet die Unterthemen der Ausstellung an: Es geht auch um Bühne und Kamera als Mittel von Aufklärung oder…