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Monografie · von Annelie Pohlen · S. 180 - 195
Monografie , 2006

Annelie Pohlen
Wirklichkeit und Wahrnehmung im Zwischenraum

Mögliche Reflektionen zum Werk von Frances Scholz

Seit sich die Kunst aus der Abbildung von Wirklichkeit verabschiedete, um ihre eigene Wirklichkeit zu setzen, avancierte das Werk zur Schnittstelle für Wahrnehmung und Imagination zwischen Produzenten und Betrachter. Ob etwas figurativ ist oder abstrakt, ist nicht mehr so sehr eine Aussage über das Werk, sondern eine solche über die Wahrnehmung des Werkes durch den Produzenten und/oder den Betrachter. Der Rigorismus der Minimalisten machte selbst den Streit zwischen Abstrakten und Konkreten obsolet. Die Einbeziehung der Tradition in die Reflektionen über Gegenwart und Zukunft hat alle Medien der bildenden Kunst, erst recht die traditionsreiche Malerei, vom linearen Messwert in der Zeit befreit. Lassen wir dahin gestellt, dass schon in der vormodernen Kunst die kunstimmanenten Fragen die Vorgehensweisen der Künstler mehr beschäftigt hat, als es die bisweilen ins literarische Beschreiben tendierende Bildbetrachtung der Kunstgeschichte nahe legt. Die Auseinandersetzung mit Farbe, Fläche, Linie und Raum ist dem Denken und Handeln des Malers immanent.

In diesem Sinne zählt das Werk von Frances Scholz – sei es die Malerei im wörtlichen Sinne als auch ihr inzwischen beachtliches Videowerk – zu den herausragenden Positionen in der aktuellen Kunst. Wenn denn konkrete Malerei eine nur der Kunst zu verdankenden autonome Bildwirklichkeit ist, so erweist sich der Umgang mit dem Werk von Frances Scholz in allen bislang vorliegenden Werkphasen als ein Dementi.

Die Unterscheidung von Wirklichkeiten in der Kunst und außerhalb von ihr hat sich in dem Maße erledigt, als Wirklichkeit jedweder Art ein polyvalent deutbarer Begriff…


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