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Ausstellungen: Bregenz · von Max Glauner · S. 278 - 280
Ausstellungen: Bregenz ,

Bregenz
Raphaela Vogel

Bellend bin ich aufgewacht
Kunsthaus Bregenz 19.10.2019 – 06.01.2020

von Max Glauner

Wölfe bellen in der Regel nicht. Hunde bellen, so wird angenommen, evolutionsbedingt durch Anpassung an den Menschen. Dabei geht es dem Hund vor allem um Aufmerksamkeit. Um Aufmerksamkeit geht es auch der 1988 in Nürnberg geborenen Wahlberliner Künstlerin Raphaela Vogel, wenn sie ihre bisher umfassendste Einzelausstellung im Bregenzer Kunsthaus überschreibt: Bellend bin ich aufgewacht. Neben dieser appellativen Bedeutungsebene des Ausstellungstitels steht freilich zuerst eine anekdotische: Er spielt auf den treuen Begleiter der Künstlerin an, den Königspudel Rollo, als spräche er selbst. Indem er so durch die Künstlerin spricht, sprechen muss, spricht der Titel auf einer dritten Bedeutungsebene allegorisch-politisch allerdings auch von der Verwandlungsmächtigkeit der Künstlerin: „Ho kynos“, „wie ein Hund“, lautete das Motto des Diogenes von Sinope, das er in kynischer Praxis gegen Mainstream und usurpatorische Herrschaftsansprüche stellte. Sie gibt nun den Hintergrund Vogels Sprachbild ab. Hunde bellen eben auch zur Distanzname.

Den ersten großen Auftritt hatte die Künstlerin 2016 mit der Arbeit In festen Händen in der Motorenhalle des Dresdner Kulturzentrums Riesa efau. Sie hängte zwei Bronzelöwen kopfabwärts dergestalt unter die Decke, dass sie sich an den Plinthen berührten und knapp einen halben Meter über dem Boden schwebten. Die Bronzen aus dem 19. Jahrhundert, naturnah, einschüchternd, dramatisch, waren gründlich aus dem Gleichgewicht gebracht und in ihren Ikonografien als Zeichen maskuliner Stärke, Virilität und Macht konterkariert – ein Paukenschlag.

Die Löwen sind jetzt wieder im Bregenzer Kunsthaus zu sehen. Allein diese aberwitzige Installation ist die Reise wert. In Dresden war…

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