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Titel: Bild und Seele · S. 210 - 213
Titel: Bild und Seele , 1989

Jakob Scherrer
Realität und Vision

ÜBER MICHAEL PANKOKS

Das Werk des staatenlosen Lettländers Michael Pankoks (1894-1983) umfaßt Menschen, Tiere, Kosmos, Visionen…, alles in Holz geritzt, das er dem Abfall der Klinikschreinerei abrang. Sein Schaffen ist nicht Ausdruck seiner Innenwelt, sondern Auftrag, der an ihn ergangen ist. Seine Skulpturen wurden im Rahmen der Ausstellung “Bild und Seele” (1988) im Seedamm-Kulturzentrum in Pfäffikon (Kanton Schwyz/Schweiz) erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, womit zugleich ein lebenslanger Wunsch des 1983 verstorbenen Künstlers in Erfüllung ging.

Die manchmal fast aztekisch anmutenden, dann wieder ganz realistisch-naiv, aber auch visionär-verzückt erscheinenden Werke verweisen auf einen Menschen, in dessen Wesen sich tiefe Bescheidenheit und Ausdruckswillen berühren.

Das von der Thematik und Bildsprache her recht einheitlich wirkende Werk von Michael Pankoks stellt den Menschen als ikonenhaft verklärte Mutter mit Kind dar, dann wieder als symbolisch mit dem astronomischen Kosmos verbundenes Einzelwesen. Ganze Figurengruppen türmen sich übereinander, gleichsam um in die Höhe zu deuten, mit welcher fast alles in einer geheimnisvollen Beziehung zu stehen scheint. Der von kleineren, kindhaft anmutenden Figuren umgebene Engel erhebt die Flügel, wie um sein Entschwinden anzukündigen, oder es drängen sich auf engstem Raum Mensch und Tier in angedeuteter Flora, ihren Bewegungen deuten nach oben, verschmelzen teils ineinander. Prächtig schiebt sich eine Sonne in den Blick des Betrachters, im Innern die Häuser der Tierzeichen tragend, der lange Schleier ihrer Strahlen senkt sich bis auf die Erde, bis zu den ganz winzig harrenden Menschen, die bittend die runden “Botschaften” der Sonne zu empfangen scheinen, während ein einziges menschliches Wesen sich über die…


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