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Ausstellungen: Leipzig · von Martin Pesch · S. 424 - 425
Ausstellungen: Leipzig , 2000

Martin Pesch
Sarah Morris

Galerie für Zeitgenössische Kunst, Leipzig, 6.2. – 26.3.2000

In keinem anderen Werk aktueller Kunst wird die Erfahrung von Urbanität so stark thematisiert wie in dem der 1967 geborenen in London und New York lebenden Sarah Morris. Dies geschieht einerseits auf eine traditionelle Art und Weise. In ihren Filmen stellt sie einen flaneurhaften Blick dar und generiert so einen unablässigen Fluss visueller Eindrücke, die am Betrachter vorüberziehen. In ihren Gemälden dagegen, sämtlich in Hochglanzlack auf Baumwolle, zeigt sie Einzeleindrücke: kristallklar, aufgerastert, eingefroren, hochaufgelöst. Diese Darstellungsweise – obwohl im traditionellen Medium der Malerei – ist hochaktuell, weil sie auf die inzwischen alltägliche Erfahrung digitalisierter Bildwelten rekurriert, ohne sich auf die landläufige Pixelästhetik einzulassen.

Im ersten Raum der Leipziger Ausstellung sind ihre Fassaden-Bilder zu sehen. Diese Bilder sind von den Rasterungen der Glas- und Betonfassaden von Hochhäusern inspiriert. Morris fokussiert Ausschnitte aus diesen Fassaden, malt die Stege in einem neutralen Ton, meist sogar in Schwarz oder Weiß, und füllt die entstehenden regelmäßigen Teilflächen mit Farbe. Wobei sie sich in jedem Bild auf eine schmale Palette konzentriert. In dem Bild “Midtown – Revlon Corporation” (1998) beschränkt sie sich zum Beispiel auf zwei Blautöne, Violett und Weiß. Meistens laufen die Rasterungen schräg durch das Bildformat, wodurch eine gewisse Dynamik entsteht. Darüber hinaus bekommt man dadurch den Eindruck, die Gemälde würden einen nebenbei eingefangenen Augenblick wiedergeben. Dieser Gegensatz zwischen Beiläufigkeit und präziser Linienführung sowie regelmäßigen Farbauftrag ist einer der Widersprüche, die Morris dem ihr oft gemachten Vorwurf enthebt, sie erliege lediglich dem Reiz glitzernder Oberflächen.

Denn…


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