Stockfisch und Hammer
Joseph Beuys arbeitet mit Lebensmitteln
von Reinhard Ermen
Am liebsten aß Joseph Beuys „Linsen und Bohnen“, und den „Parmaschinken“ mochte er gern. Heiner Stachelhaus hat das überliefert, er weiß auch von dem „Kräutergarten im abgeschossenen Innenhof hinter dem Wohnraum“.1
Wir sind in Düsseldorf Oberkassel, Drakeplatz 4. Sein Lieblingsgewürz ist Rosmarin, so Lucrezia de Domizio Durini, die beiden Rezepte, die ihr Beuys-Buch „The Art of Cooking“ („La Cuccina di Beuys“) eröffnen und schließen, sind allerdings weniger zum Nachkochen gedacht als zur Demonstration ihrer ganz persönlichen Nähe zu dem Jahrhundert Genie. „Drakeplatz Stew“ („Stuffato Drakeplatz“), ich sage jetzt einfach mal: „Eintopf Drakeplatz“, – besteht aus Fleisch (möglichst verschiedene Sorten), Kohl, Kartoffeln und Zwiebeln. „Nach Jahreszeit verschiedene Kräutger“. Etwas irritierend ist, dass er dafür einen Ventilkochtopf („pressure cooker“/“pentola a pressione“) vorsieht.2
So ein Schnellkochtopf will nicht recht in das Bild seiner „Landküche“ (L.D.D.) passen. Trotzdem: Einfach und gut mag die Devise heißen, gelegentliche Extravaganzen nicht ausgeschlossen. Ein Koch für schwierige Esser ist er nicht, wer eingeladen ist, muss schon auf etwas gefasst sein. Auf Wunsch von Alfred Schmela kocht er Ende der 50er Jahre für das junge Galeristenpaar und die eigene Verlobte „Fräulein Wurmbach“ in Kleve was „Schlabbriges“, nämlich Schweineohren mit Gurken. Monika Schmela erinnert sich noch viele Jahre später: „fürchterlich“. Der Stockfisch bei anderer Gelegenheit ist nicht jedermanns Sache, der „war nicht ausreichend gewässert, wurde zum Schwanz immer salziger“.3 Beuys ist ein Allesesser. Richard Hamilton serviert er Fleischpudding4 , auf den Seychellen probiert er todesmutig den Curry mit Flughund5 , und der Hase,…