Ursula Maria Probst
The Porn Identity. Expeditionen in die Dunkelzone
»Show Me Yours, I’ll Show You Mine«
Kunsthalle Wien, 13.2. – 1.6.2009
Der Begriff Pornografie, so wie wir ihn heute kennen, tauchte erstmals 1806 in einem Pariser Wörterbuch auf. Diskursiven Schlagwörtern einer „Pornografisierung“ oder „Pornoisierung“ der Gesellschaft wurde vom Kulturtheoretiker Dick Hebdige das der „Pornetration“ hinzugefügt. Intensive Recherchen gingen dem Projekt „The Porn Identity“ voraus und vor der Eröffnung war ein letzter Durchgang mit Juristen notwendig: Denn trotz Trend zum „Porno-Chic“ und „Celebrity Voyeurismus“ in Werbung, Mode, Popkultur, Soap-Operas oder dem „Porno-Boom“ auf Internetplattformen wie YouPorn begibt man sich auf skandalträchtiges und zensurgefährdetes Terrain – die Ausstellung ist für Minderjährige nicht zugänglich.
Ausgehend von ihrem Vorläuferprojekt „Bodypoliticx“ (2007) in der Rotterdamer Kunsthalle Witte de With gestalteten die Kuratoren Thomas Edlinger und Florian Waldvogel ihre Fortsetzung „The Porn Identity“ in der Kunsthalle Wien als beziehungsreiches Display von Querverweisen zwischen künstlerischen Skulpturen, Installationen, Kultfilmen, Pornoklassikern und kommerziellen Hardcore-Pornos. Gleichzeitig wird die Demarkationslinie zwischen Kunst und Pornografie im Setting aufgelöst, wie auch die zum Kuratoren-Team hinzugekommene Angela Stief betont. Denn lange galt: Porno ist, was Kunst nicht ist.
Die Textarbeit „Baby Doll Saloon“ (1992) von Angela Bulloch mit Verhaltens-Codes für Striptease-Tänzerinnen befindet sich gleich In Monica Bonvicinis großflächiger Plakatwand „These Days Only a Few Men Know What Work Really Means“ (1999) mit Homosexuellenpornos, die im Bauarbeitermilieu spielen, geraten prekäre neoliberale Arbeitsverhältnisse und Pornoindustrie aneinander. Tom Burrs schwarze Pferdestallskulptur „Put Out“ (2003) bedient sich einer sadomasochistischen Ästhetik, um auf das Verschwinden wilder Lebensräume und die Domestizierung menschlicher…