Reinhard Ermen
Birgit Antoni
Im Zentrum steht ein Kreis, der von sechs Kreisen umgeben, bzw. angeschnitten wird; jeweils mittig, da wo sich diese Umgebungskreise schneiden, sind nochmals je drei Kreise angehängt, so das sich ein Blumenartiges Gebilde, oder wie Birgit Antoni es nennt, die „Sternschleuder“ ergibt. Schon die verbale Erfassung der höchst einfachen Gesetzmäßigkeit gerät komplizierter als der Vorgang eigentlich ist, und genauso wirken diese Zeichnungen auch: Die Einfachheit des Prinzips und dessen konsequenter Vollzug gebären ein relativ komplex anmutendes Gebilde, durch die Schnittstellen entstehen neue Formen, die Räumlichkeit verselbständigt sich, es entsteht ein mittiger Sog, fast ein Malstrom; dadurch, dass nicht alle Kreise durchgezogen sind, bilden sich zusätzliche Perspektiven. Selbst der allgegenwärtige Bauplan, ohne den diese Gebilde nicht sein können, tritt irgendwann etwas in den Hintergrund, denn gezeichnet wird aus der freien Hand. Professionalität, Gesetzestreue und etwas, das man Unschuld oder einfach Reinheit nennen könnte, kommen überein. Vierzehnmal hat Antoni das Prinzip realisiert, jedes Blatt geriet anders und doch egal. Und als gelte es, noch eine weitere (anregende) Irritation zu realisieren, – für das kleine Begleitheft zur Reihe „Im Fenster“ des Kölner Museums KOLUMBA, für das diese 14 Handzeichnungen der Serie im Jahr 2005 entstanden, wurden die ‚Sterne’ auf Transparentpapier gedruckt, so dass unter der aufgeschlagenen die vorangegangene und die folgende Zeichnung jeweils sanft durchschimmert und der Ungleichheit des Gleichen noch eine weitere Spielmöglichkeit gewähren.
Das Ornament, als autonomes Gebilde hat in der Bildenden Kunst keinen guten Stand; schnell wird ein Wort des Wiener Architekten Adolf Loos aus dem Jahr 1908…