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Monografie · von Reinhard Ermen · S. 210 - 213
Monografie , 2009

Reinhard Ermen
Kumi Machida

Die Zeichnung kommt aus dem Nichts. Die satten Linien umreißen in exakten Kurven Figuren aus dem gedämpften des Kumohada-Leinenpapiers. Das Seltsame dabei ist, dass ganz wenige Linien ausreichen, um so etwas wie Volumen zu evozieren, das sich trotzdem immer in der Nähe zum flächigen Nichts aufhält. Selbstbewusste wie sparsame Andeutungen von Schatten an den Rändern der Kurven unterstreichen diese Volumina, ganz im Rahmen der zurückgenommenen Mittel. Analog dazu realisiert sich die dezente Farbigkeit, kühle weiße Flächen etwa, die sich deutlich vom warmen Ton des Leinenpapiers abheben, Manchmal exakte, kurz aufleuchtende Akzentuierungen in Rot oder Blau: Die Lippen, die Augen, Stäbchen oder eigenartig präzise Körperöffnungen. Das Aufregende an dieser Ökonomie der Mittel von Kumi Machida ist, dass ihre Wirkungen so groß sind. Eveline Bernasconi, die 2008 die Ausstellung von Machida für die Kestnergesellschaft kuratierte, sieht im übertragenen Sinne als Kennzeichen dieser Arbeit eine „mathematische Gleichung aus verschiedenen Variablen“ und meint damit die hochkonzentrierten Wirkmechanismen, für die kein Gramm zuviel verbraucht wird. Das Volumen aus dem Nichts wurde schon angesprochen und damit zusammenhängend eine weiche Monumentalität, die sich erst nach einer Weile halbwegs erklären lässt. Denn die Hauptlinien, mit der die Körperräume gleichsam parzelliert sind, werden nicht mit einem breiten, mit japanischer Tusche oder Tinte gesättigten Pinsel einfach so durchgezogen. Die Raumdefinierende Kurvenarchitektur wird mit übergenauer Sorgfalt ausgemalt, mit Farbe gebaut. Anders gesagt: Die Linie, die letztlich darstellt, wird selbst erst einmal dargestellt! Die distanzierte Perfektion der Bilder mag damit zusammenhängen.

Hinzu kommen subtile V-Effekte im Umgang mit den Sujets,…


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