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Monografie · von Reinhard Ermen · S. 202 - 205
Monografie , 2009

Reinhard Ermen
Alexander Gorlizki

Natürlich gibt es indische Zeichnungen, doch als eingeführte Kategorie, als gängige Klassifizierung des laufenden Kunstbetriebs eigentlich nicht. Trotzdem tauchten in den letzten Jahren Ausstellungen mit „Old Indian Drawings“ auf, gelegentlich auch mit weiträumigen Eingrenzungen, wie „1700 – 1950“, so etwa 2003 bei Martin Kudlek in Köln. Was daran so nachhaltig irritierte, war die Tatsache, dass sich diese Präsentationen in Galerien abspielten, die ganz eindeutig mit aktueller Kunst konnotiert waren. Das erklärt sich allerdings schnell: Vermittler dieser für den zentraleuropäischen Markt einzigartigen Kategorie ist der englische Zeichner Alexander Gorlizki, der sich damit partiell auch selbst definiert. Eine enge Verbindung zum indischen Subkontinent und ein daraus sich ergebender Sammeltrieb wurde phantasievoll veröffentlicht und bringt anonyme Blätter, religiöse Gebrauchskunst, geschriebene Andachtsübungen, Kalligraphien oder rustikal Illustratives aus der Fremde in die Fremde. Der interkulturelle Austausch geht aber noch weiter. Gorlizki selbst benutzt für seine eigenen Zeichnungen gerne indische Papiere, charakterstarke Individuen mit eigener Lebensgeschichte, so dass manchmal schon der Verdacht auftaucht, dass es bei den „Indian Drawings“ nicht ganz mit rechten Dingen zugeht, dass es sich um fakes handelt. Der Verdacht mag unberechtigt sein, aber Gorlizki, der von dieser anderen Welt der Zeichnung gleichsam elektrisiert ist, produziert das Zwielicht ganz bewusst, wenn er etwa mit indischen Miniaturmalern zusammenarbeitet. Das geht bis hin zu Sujets 100% nach seinen Vorgaben oder formuliert sich durch Gemeinschaftswerke. Bevorzugter Partner dieser asian connection ist ein Star der indischen Szene: Riyaz Uddin aus Jaipur, der, über seine eigene Identität und deren Wurzeln hinaus, die Traditionen seines uralten…


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