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Ausstellungen: Kassel · von Dirk Schwarze · S. 314 - 315
Ausstellungen: Kassel , 2010

Dirk Schwarze
Thomas Zipp

»(White Reformation Co-Op) Mens sana in corpore sano«
Kunsthalle Fridericianum, Kassel, 13.3. – 13.6.2010

Zum dritten Mal hat Rein Wolfs die Kunsthalle Fridericianum in Kassel einem Künstler für eine Totalinszenierung überlassen, um die Auseinandersetzung mit dem Gebäude zu forcieren, das 1779 als das erste für die Öffentlichkeit geschaffene Museum auf dem europäischen Kontinent eröffnet wurde und das seit 1955 weltweit als Stammhaus der documenta bekannt ist. Christoph Büchel führte 2008 das nur äußerlich klassizistische Gebäude als einen Ort vor, an dem die Kunst ihren Platz verloren hat und an dem nun alles denkbar ist – vom Billig-Supermarkt über ein Stasi-Depot bis hin zum Sonnenstudio („Deutsche Grammatik“, Kunstforum 194). Ein Jahr später konnte Mechac Gaba erstmals sein „Museum of Contemporary African Art“ (Kunstforum 195) komplett vorstellen und dabei deutlich machen, dass zum Wesen des Museums vornehmlich die Verwandlung des Geldes gehöre. Nun hat Wolfs den in Berlin lebenden und lehrenden Künstler Thomas Zipp (Jahrgang 1966) eingeladen, damit er auf eineinhalb Etagen die Kunstanstalt Fridericianum in eine psychiatrische Anstalt verwandeln konnte. Statt des Namens Museum Fridericianum ist jetzt am Portikus-Giebel der Moralspruch des aufgeklärten Bürgertums zu lesen: „Mens sana in corpore sano“ (Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper).

Wir begreifen die von Zipp geschaffenen Anstaltsflure mit den teils verschlossenen Türen sowie den Zugängen zu den Ess- und Schlafsälen und gemeinschaftlichen Toiletten und Waschräumen als eine bedrückende Vergegenwärtigung eines Lebensbereiches, den wir gemeinhin ausblenden. Zwar erleben die Besucher diese geschlossene Anstalt als eine dunkle Zone der Gesellschaft, doch gehört zu ihrem…



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