Katja Stuke und Oliver Sieber
Über Fotografie, Gebiet und Anarchismus
Ein Interview von Sabine Maria Schmidt
Katja Stuke und Oliver Sieber begreifen Arbeit am Bild als Form der Kommunikation. Fern von klassischen Wertkategorien und Begriffen der Fotografie entwickeln sie einen eigenen Werkkorpus, der vor allem in experimentellen Ausstellungsformaten und in Auseinandersetzung mit dem fotografischen Künstlerbuch entsteht. Die drei wichtigen Faktoren der analogen und digitalen Fotografie, die der Produktion, Distribution und Rezeption werden dabei in ein gleichgewichtiges Verhältnis gebracht. Ebenso kennzeichnet ihre Arbeit die Suche nach neuen und auch „unverbrauchten“ ästhetischen Bildstrategien. Seit Jahren arbeiten die Künstler an sogenannten City-Walks. Vorausgegangen waren mehrere Langzeitprojekte, die sich mit dokumentarischen und reportagehaften Formen des Fotografierens auseinandersetzen. Das umfangreiche Fotobuch You and Me, 2016 mit dem Dummy Book Award der Luma Foundation in Arles ausgezeichnet, folgt den Spuren einer Frau, die während des Krieges in Bosnien nach Düsseldorf kam und dann 1999 in die Vereinigten Staaten ging.
Sabine Maria Schmidt: Wir sprechen über You and Me, ein umfangreiches Fotobuch, mit dem ihr auf eine ungewöhnliche Weise zeigt, wie man sich fotografisch den Folgen des Krieges annähern kann. Doch zunächst: Würdet ihr eure Arbeit grundsätzlich als eine Arbeit verstehen, die sich aus einer dokumentarischen Haltung herleitet.
Katja Stuke: Wir machen keine Reportagen im Sinne des Journalismus. Aber wir recherchieren, gehen an Orte und machen dort Fotos. Die Arbeit You and Me, ist zunächst aus privatem Anlass entstanden: die Bekanntschaft mit Indira zu Beginn der 1990er Jahre. Sie ist im Krieg aus Bosnien geflohen und hat in…