Berlin
Felicity Hammond
Remains in Development
C / O Berlin 12.09.2020–14.03.2021
von Laura Helena Wurth
Obwohl man theoretisch dank Glasfaserkabeln und flächendeckender Mobilfunkabdeckung gar nicht mehr in Städten wohnen müsste, zieht es die meisten Menschen immer noch in die Ballungsräume. Jedes Jahr strömen mehr von ihnen in die Städte und müssen mit all ihren hochgeschraubten Erwartungen an das Leben dort untergebracht werden.
Doch anstatt sich durchdachte, bezahlbare und sinnvolle Bebauungspläne auszudenken, werden gläserne Luxusimmobilien gedankenlos hochgezogen, die eine Version von Leben verkaufen, die nicht nur unrealistisch, sondern auch freudlos ist.
Die Renderings, die die Bauvorhaben bewerben, zeigen Wolkenkratzer in die kleine Personen, die hinter den großen Fenstern kontemplativ auf die unter ihnen liegende Stadt schauen, hineingezeichnet wurden. Als wäre „aus dem Fenster starren“ die einzig vertretbare häusliche Aktivität.
Diese Entwicklung beschreibt eines der Bilder, die die Fotografin Felicity Hammond in ihrer Ausstellung „Remains in Development“ bei c / o Berlin als Material für ihre Bildcollagen verwendet. Der Titel beschreibt wohl auch den Zustand der Welt im Allgemeinen: Viele Grüße von der Dauer-Baustelle. Hammond, die 1988 in Birmingham geboren wurde und 2014 ihr Studium am Royal College of Art in London abgeschlossen hat, überschreitet in ihrer Arbeit großmütig die Grenzen der Fotografie und nimmt sich ebenso Skulptur und Installation an. Bei c / o Berlin, ihrer ersten Soloshow in Deutschland, hat sie den Ausstellungsraum selbst in eine Art Baustelle verwandelt: Einen Ort des Übergangs, der nie fertig werden wird. Gipsfaserplatten sind zusammengeleimt und bilden unverkleidete, provisorische Wände, auf die Hammond die dystopischen Zukunftsszenarien ihrer Fotografien angebracht hat….