Chemnitz
Musterung
Pop und Politik in der zeitgenössischen Textilkunst
Kunstsammlungen am Theaterplatz 08.11.2020–21.02.2021
von Matthias Zwarg
Schon der Aufgang zur Ausstellung „Musterung: Pop und Politik in der zeitgenössischen Textilkunst“ wäre ein Erlebnis gewesen: Im Treppenhaus des Museums am Theaterplatz der Kunstsammlungen Chemnitz leuchtet eine Arbeit von Tim Berresheim, Future Gipsy, eine computergenerierte Wandtapete, die auf den ersten Blick gar nichts mit Textilkunst zu tun hat, dennoch ihre Fäden spinnt und erst mit einer 3-D-Brille richtig zu betrachten wäre. Über der Eingangstür eine stoffliche Referenz an Joseph Beuys, dem auch in der Ausstellung noch einmal gehuldigt wird.
Dies weist darauf hin: Kuratorin Sabine Maria Schmidt hat den Begriff Textilkunst sehr weit gefasst. Hier geht es nicht darum, dass Kleider Leute oder schöne Möbel machen Die Ausstellung liefert ein schillerndes Bild von aller Kunst, die auf Textiles, Stoffliches Bezug nimmt. Da spielen Mode und Textil gestaltung zwar auch eine, aber bei weitem nicht die Hauptrolle. Und wenn, dann wird sie zeitgemäß gebrochen. Ganz dem Titel der Ausstellung gemäß: Musterung – gemustert wird, was zeitgenössische Textilkünstlerinnen und -künstler aus den Stoffen machen, aus denen die Träume und manchmal auch die Alpträume sind.
Zunächst aber wurde erst einmal der Alptraum aller AusstellungsmacherInnen wahr: Der November-Corona-Lockdown begann gerade dann, als die Ausstellung eröffnet werden sollte. So baute Kuratorin Schmidt gemeinsam mit der Öffentlichkeitsverantwortlichen Carolin Schmidt in Windeseile noch einen Blog, praktisch eine zweite, virtuelle Ausstellung, die die „Musterung“ komplett und facettenreich im Internet präsentiert. Die aber kann die tatsächliche Anschauung des Stofflichen, das Haptische, verschiedene Blickwinkel, Licht- und Schattenwürfe nicht…