Kerstin Schankweiler
Bildproteste
Interview von Sabine Maria Schmidt
Kerstin Schankweiler ist Professorin für „Bildwissenschaft im globalen Kontext“ an der Technischen Universität Dresden. Sie forscht zu digitalen Bildkulturen, zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts mit einem regionalen Schwerpunkt auf der Kunst Afrikas sowie zu transkulturellen Fragestellungen. Sie ist Mitherausgeberin der Rezensionszeitschrift Kunstform und Mitglied im DFG-Netzwerk Kulturen ästhetischen Widerstands. 2019 erschienen ihr Buch Bildproteste sowie der Band „Image Testimonies. Witnessing in Times of Social Media“.
Sabine Maria Schmidt: Sie haben mit ihrem Essay Bildproteste einen sehr lesenswerten Beitrag zur digitalen Rezeption von Bildern im Netz geschaffen. Was genau ist mit dem Begriff gemeint?
Kerstin Schankweiler: Politische Protestbewegungen artikulieren sich heute vielfach durch Bilder in den Sozialen Medien. Diese zentrale Rolle der Bilder nimmt der Begriff der Bildproteste zum Ausgang. Damit ist nicht nur gemeint, dass Proteste ins Bild gesetzt werden, im Sinne einer Darstellung des Protests, sondern auch wie Bilder zum Anlass von Protesten werden, wie Proteste mit Bildern geführt werden und wie Bilder selbst als Akteure in Protesten auftreten. Eng damit verbunden ist die Frage nach der Sichtbarkeit bzw. Unsichtbarkeit von Protesten und den damit verknüpften Aufmerksamkeitsökonomien und Machtstrukturen. Der Begriff der Bildproteste stellt heraus, wie umkämpft das Feld des Visuellen im Kontext aktueller Protestkulturen im Netz ist.
Welche Rolle spielen Bildikonen noch, wie sie im Zeitalter des Bildjournalismus geprägt wurden?
Meiner Einschätzung nach spielen diese vor allem als Ressource und Material für Remixe, Mashups und Memes noch eine Rolle. Medienikonen, wie wir sie aus dem Zeitalter des Bildjournalismus kennen,…