Berlin
Chiharu Shiota
I hope
KÖNIG GALERIE 12.01.– 28.02.2021
von Heinz-Norbert Jocks
Ihr unaufhaltsamer Aufstieg zu einer der bedeutendsten Künstlerinnen unserer Tage begann mit ihrer poetischen Installation „The Key in the Hand“ im japanischen Pavillon auf der 56. Biennale in Venedig. Wie dort vor fünf Jahren, so verwendet die 1972 in Osaka geborene Chiharu Shiota auch in ihrer jüngsten Ausstellung „I Hope…“, der ersten in der König Galerie, Boote als „Symbol unserer ungewissen Reise durch das Leben“. Doch anders als in der Lagunenstadt, wo sie sich alter Holzboote bediente, denen die Spuren ihrer Vergangenheit anhafteten und die mitunter an das tragische Schicksal von Flüchtlingen oder einfach nur an das Leben von Menschen erinnerte, die sie nicht kennt, belässt sie es diesmal dabei, nur die Bootumrisse wie eine Zeichnerin mit schwarzen Metallstäben im Raum zu skizzieren.
Diese, drei an der Zahl, erscheinen wie seltsame Gerippe, die, von der Abwesenheit des Menschen kündend, gleichzeitig seine Existenz evozieren. Mal schwebend in kosmische Hemisphären steuernd, mal noch auf dem Grund der Treppe ruhend, aber bereits mit angehobenem Bug in Fahrtrichtung zeigend, womöglich kurz vor der Abfahrt. Wie in Venedig, so verschwimmen die Boote sowohl hinter als auch in einem dichten Schleier aus roten Fäden. Waren diese im Pavillon zu filigranen Netzen verwoben, die aus den Booten aufstiegen und sich wie Wolken über uns ausdehnten, so dass der ganze Raum rot schimmerte, so baumeln die Fäden aus Garn diesmal wie Schatten werfende Linien von der hohen Decke bis auf den Boden. Dank der Lichtregie ist die Halle von dem…
