Hannover
How To Survive
Kunst als Überlebensstrategie
Sprengel Museum 13.11.2020–25.04.2021
von Michael Stoeber
Der zweite Lockdown verhinderte die physische Eröffnung der Ausstellung. Noch bis heute, da diese Besprechung geschrieben wird, kann die von Carina Plath eingerichtete, sehenswerte Schau mit vierzehn internationalen Künstlerinnen und Künstlern aus drei Generationen lediglich im Netz besucht werden. Ihr Untertitel, „Kunst als Überlebensstrategie“, suggerierte anfangs, dort im Schatten von Covid 19 möglicherweise Antworten auf die Bedrohung durch die Pandemie zu finden.
Das war schon damals zu kurz gedacht, und ist es auch heute noch. Die Werke von „How to Survive“ choreografieren ganz unterschiedliche existentielle Krisen, individuelle Schicksalsschläge und kollektive Katastrophen. Dabei ist der Mut zu thematisieren, was einem widerfährt, oft schon die halbe Therapie. Wie Alina Szapocznikow (1926–1973) das in der Kunst mit ihrem 1969 diagnostizierten Brustkrebs getan hat. Was sich auch für das Publikum verallgemeinern lässt.
Im Übrigen ist die Schau nicht allein mit der Kunst des Überlebens, sondern gleichfalls mit der Kunst des Sterbens befasst. Zeugnis davon legen die vielen Selbstmörder in den Suizidbildern von Valérie Favre (* 1959) ab. Manche Werke scheinen uns darauf vorzubereiten, wenn sie wie William Shakespeares „Hamlet“ in seinem berühmten Monolog das Sein gegen das Nichtsein wägen: „Ob’s edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern des wütenden Geschicks erdulden, oder, sich waffnend gegen eine See von Plagen, durch Widerstand sie enden?“
Einer, dessen Kunst zeitlebens von seiner Vergangenheit geprägt wurde, ist der mit einem der letzten Kindertransporte aus Nazi-Deutschland nach Großbritannien entkommene Gustav Metzger (1926–2017). Was ein Foto unter einer auf dem Boden liegenden Decke…