Berlin
After the Butcher
ATB #82 Stadt und Knete. Positionen der 1990er Jahre
Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst und soziale Fragen 20.11.2020–07.03.2021
von Manuela Lintl
2006 eröffnete „after the butcher“, ein Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst und soziale Fragen, als Ladengalerie in Berlin-Lichtenberg. Initiiert wurde das Projekt in einer ehemaligen Fleischerei von den Künstlern Thomas Kilpper und Franziska Böhmer. 2015 stieß die Künstlerin Ina Wudtke zum Team, auch sie versteht Kuratieren als Teil ihrer künstlerischen Praxis. Längst hat sich der „Projektraum von Künstlern für Künstler“ einen Namen gemacht als engagierter Off-Space in der prekären freien Berliner Kunstszene. Das Konzept sieht vor, Künstler*innen einzuladen, die Projekte für den besonderen Ausstellungsraum entwickeln. Weniger bekannte Künstler*innen nutzen den Ort gemeinsam mit etablierten Positionen als Plattform, um ihre Arbeit im nicht-kommerziellen Rahmen vorzustellen. Im Fokus stehen aktivistische künstlerische Strategien, die soziale Fragen und gesellschaftliche Widersprüche reflektieren.
So auch die aktuelle Präsentation „Stadt und Knete. Positionen der 1990er Jahre“, die aus Anlass einer zeitgleich in den Berliner Kunstwerken gezeigten Ausstellung Amelie von Wulffens stattfindet. „after the butcher“ konzentriert sich auf das kollektiv ausgerichtete Schaffen der Künstlerin in den späten 1990ern und bettet es in den damaligen Kontext aktionistischer Kunst ein. Neben drei ihrer bekannten Fotocollagen mit Motiven Ostberliner Architektur sowjetischer Prägung von 1998 werden Teile einer comicartigen Schaufensterinstallation von 1996 aus bemalten Sperrholzfiguren gezeigt. Kernstück der Themenschau sind vier kollektiv produzierte „Politfilme“ von Wulffens aus der Nachwendezeit; kurze, aufwendig hergestellte Animationen mit Knetgummifiguren, die auf eine alte Trickfilmtechnik aus dem Kinderfilmgenre referieren. Die engagierten Künstlerkollektive um von Wulffen griffen jedoch umstrittene…
