vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Gespräche mit Künstlern · von Noemi Smolik · S. 224 - 233
Gespräche mit Künstlern ,

Leiko Ikemura

Grenzgängerin zwischen den Welten
Ein Gespräch mit Noemi Smolik

Leiko Ikemura ist eine Ausnahmekünstlerin. In Japan geboren, über Spanien und die Schweiz nach Deutschland gekommen, lebt sie heute in Berlin und Köln. Sie wurde Anfang der 80 Jahre mit der Welle der „wilden Malerei“ bekannt. Tatsächlich wies ihre Malerei expressive Züge aus, mit den Jahren wurde sie jedoch ruhiger, meditativer. Ihre Motive sind aber geblieben. Tiere, die wie Menschen aussehen und umgekehrt Bäume, die zur menschlichen Wesen werden, tauchen seit Anfang an in ihren Bildern und Skulpturen auf. Als ob es keine Grenzen zwischen den Welten geben würden Das macht Ikemuras Bilderwelt zu einer Herausforderung der westlichen Vorstellung, man könne Grenze zwischen der Welt der Menschen und der Welt der Tiere, der beseelten Welt und der unbeseelten, der Vorstellung und der Erfahrung und dem Mythos und der Wissenschaft ziehen.

Noemi Smolik: Wie hast du den Ausbruch der Corona Pandemie erlebt?

Leiko Ikemura: Das kam mir wie im Science Fiktion Film oder wie eine Vorstufe des dritten Weltkriegs vor, die den Fortschrittgedanken zunichtemacht. Was mich überrascht hat, war die starke Nationalisierung des Problems. Die Grenzen wurden geschlossen, jedes Land begann, sich selbst zu verteidigen. Plötzlich habe ich mich in Deutschland, das schon sehr liberal ist, richtig fremd gefühlt, wie 40 Jahre zuvor. Es kamen wenig Ausländer und da war ich mit meinem Gesicht eine der wenigen sichtbaren Ausländerinnen.

Viele sprechen über die größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Ich erinnere mich, dass du mir oft über die Krise erzählt hast,…


Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei