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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 369 - 370
Ausstellungen: London , 2003

EDGAR SCHMITZ
Turner Prize 2002

Tate Britain, London, 29.10.2002 – 5.1.2003

Räume lassen sich immer mit sehr unterschiedlichen Objekten, Arbeiten und Einstellungen anfüllen. Keith Tyson, der dieses Jahr den Preis gewonnen hat, überfüllt seinen. Anspielungen auf Komplexitätsforschung, Alltäglichkeiten, die in ihrer Kompression zu obsessiven Diagramm-Malereien mutieren, wie auch die elektronisch ausgerüsteten Skulpturen sind nicht nur in ihrem Zitatcharakter als Anspielungen bis an die Grenzen der Belastbarkeit aufgeladen. Vielmehr sind sie auch in ihrem So-Sein als Arbeiten in einem Maße angefüllt, dass sie selbst als Verdichtungen dem nicht-zu-Bewältigenden komplexer Welt entgegentreten und dieses in das Obsessive künstlerischer Bearbeitung verbannen. Mit Chaostheorie hat das immer höchstens so viel zu tun wie mit Produktionsexzess und einem grundlegenden Zuviel, dass sich dem Mannigfaltigen der Welt und ihrer Abläufe nicht öffnet, sondern vielmehr entgegenstellt, indem es sie sozusagen dauernd zu übertreffen sucht und über sie hinausschießt. Die Obsession damit, Welt zu erklären, weicht hier dem Versuch, ihr eine mindestens ebenbürtige Konstruktion entgegenzustellen.

Fiona Banner dagegen komponiert. Material für ihre Arbeiten sind filmische Vorlagen, die sie sorgfältig mühsam transkribiert und so als Text auf ihre Leinwände (und zunehmend auch Papierbahnen) bannt. Der Aufwand steht gegen den Gehalt der Filme, mühseliges Abschreiben gegen die Bilderflut des ursprünglichen Materials. In früheren Arbeiten ging sie von Vietnamfilmen aus Hollywood aus, neuere Arbeiten wie hier in der Turner Prize Präsentation speisen sich aus pornografischen Vorlagen. Ihre künstlerische Bearbeitung des Materials schiebt sich dabei zwischen verschiedene Erfahrungsweisen derartiger Filme und verlangsamt direktere Formen des Reizaustausches hin zu einem Stocken, in dem der Betrachter immer…


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