59. Biennale Venedig: Gespräche
Uffe Isolotto
Die Zentauren
Heinz-Norbert Jocks: Könntest Du deine Installation „We Walked the Earth“ einmal beschreiben?
Uffe Isolotto: Ich habe den gesamten Pavillon in ein scheinbar idyllisches, dänisches altes Bauernhaus verwandelt. Sobald man es betritt, offenbart sich jedoch eine andere Welt, die auch von Venedig und der bröckelnden Architektur der Stadt inspiriert ist. Alles in allem geht es um ein gespenstisches Drama, um Leben und Tod, verkörpert durch eine hyperrealistische Familie von Zentauren. Es herrscht eine tiefe Ungewissheit darüber, was mit ihnen und der Welt, in der sie leben, geschehen ist. Hat da eine Tragödie stattgefunden, oder besteht Hoffnung? Auch wenn die Zentauren nicht real sind, spüren wir doch ihren Kampf.
Greifst du auf die Mythologie als Anspielung auf unsere Gegenwart zurück?
Eigentlich haben die Zentauren weniger mit Mythologie als mit Science-Fiction und Fantasy zu tun. Aber es stimmt, ich reagiere mit dem Bild der Zentauren auf die Komplexität der heutigen Zeit, in der wir leben. Sie nimmt zu, und alles wird immer unvorhersehbarer, da wir mit vielen Herausforderungen konfrontiert sind, seien sie ökologischer, politischer oder existenzieller Natur. Es liegt Hoffnung und Verzweiflung in der Luft, und das möchte ich mit dieser Installation ausdrücken. Es ist ein Bild dessen, was gerade passiert, aber in etwas eingebettet, das wie eine Vergangenheit, aber auch wie eine Zukunft aussieht.
Was sieht man genau?
Drei Zentauren, von denen einer gerade ein Zentauren-Fohlen zur Welt bringt, während sich ein anderer im Nebenraum erhängt. Dieses Drama erzeugt eine Spannung im Inneren und schafft…