Hajo Schiff
Weißer Schimmel
»You Can Observe a Lot by Watching«
Sammlung Falckenberg, Hamburg, 13.3. – 11.4.2010
Genau genommen ist der titelgebende Pleonasmus „weißer Schimmel“ gar keine Tautologie, es gibt auch Apfelschimmel oder Rotschimmel. Letzterer ist dazu ein Schimmel, der besondere Käsesorten auszeichnet. Und Hamburg verfügte einst über das „Schimmelmuseum“ von Dieter Roth, dessen „Vitrine mit verschimmelten Käse“ von 1965 in dieser Ausstellung wieder auftauchte. Etwas noch einmal und genauer ansehen, war das im Untertitel explizit geäußerte Ziel dieser von der Künstlerin Nicola Torke und dem Kunstvermittler Christoph Grau kuratierten Ausstellung.
Bei dieser Chance langjährig Befreundeter, aus einer der wichtigsten deutschen Sammlungen sich einen Teil ihres „Musée Imaginaire“ zu realisieren, waren Entdeckungen zu machen: Bemerkenswert die kommentierten Dokumentarphotos des Hamburger Tätowierers Herbert Hoffmann aus den 50er bis70er Jahren und die Neubewertung der norddeutschen abstrakten und konkreten Maler Michael Bauch und Rolf Rose oder des schon 1988 gestorbenen geometrisch-figürlichen Malers Bruno Tausend aus Törwang. Ein weiterer Schwerpunkt waren die gelungenen Gegenüberstellungen wie die „Passtücke“ von Franz West neben abgeformten Löchern von Nicola Torke, wie Anna Oppermann gegenüber von Thomas Hirschhorn.
Von Ulla von Brandenburgs „Singspiel“ Installation von der letzten Venedig-Biennale bis zu Malte Urbschats Alufolien-Trash-Traum-Räumen wurde das meiste extra ausgeliehen, zu etwa 30 % wurde der Sammlungsbestand genutzt. Die festinstallierten Großarbeiten von Manfred Pernice (Die hässliche Luise), Jon Kessler (The Palace at 4 A.M.), Thomas Hirschhorn (Bernsteinzimmer) oder Mike Kelley (Kandor) sind ohnehin stets im Dialog mit den regelmäßigen Sonderaustellungen in den 5 Etagen des Privatmuseums des Großsammlers Harald Falckenberg. Knapp 400 Werke wurden diesmal…