Berlin
William Eggleston
Mystery of the Ordinary
c/o Berlin 28.01.– 04.05.2023
von Ronald Berg
Ein schlichter Backsteinbau an einer Straßenecke im warmen Streiflicht, der Heckflügel eines türkisfarbenen Straßenkreuzers am Straßenrand, die Espressotasse neben dem glitzernden Glas mit den Eiswürfeln auf dem Tisch eines Diners oder die junge, hinter sich blickende Schwarze in einer vollbesetzten Kirchenbank. Die Retrospektive des Fotografen Willam Eggleston zeichnet ein Bild des US-amerikanischen Südens. Es ist die Gegend, wo Eggleston 1939 geboren wurde, aufwuchs und bis heute lebt. Eggleston ist der Spross einer Baumwollfarmerfamilie. Typischer geht es wohl kaum für einen ‚Südstaatler‘.
Bei c /o Berlin, dem Ausstellungshaus für fast alle Aspekte der Fotografie als Bild, begegnet man jetzt in rund 200 Fotos fast ausschließlich dem Territorium der alte Südstaaten-Konföderation. Die existiert zwar lange schon nicht mehr, scheint aber als Identität in den Köpfen der dortigen Bevölkerung immer noch eine große Rolle zu spielen.
Eggleston ist einer von ihnen. Natürlich ist er auch viel gereist, beispielsweise nach Berlin. In den siebziger Jahren hat er im Westteil der Mauerstadt fotografiert. Bei c /o Berlin kann man ein paar dieser Berlin-Bilder sehen: ein Kino, Reklame, vom Reichstag fast nur die geflickten Einschusslöcher in der Fassade. Egglestons (Kamera-)Blick mag an der Spree derselbe gewesen sein wie zuhause am Mississippi, doch das Bild sieht gänzlich anders aus. Das liegt vor allem am Licht. Memphis (Tennessee), Egglestons Heimatstadt, liegt auf dem 35. Breitengrad; das ist die gleiche Höhe wie Nordafrika, rund 2.000 Kilometer südlich von Berlin. Vielleicht dieses satten südlichen Lichtes wegen fotografiert Eggleston alles in Farbe.
Ja,…