Athen, Kassel, Europa 2025

30. Juni 2017 · Kulturpolitik

Der hessische Landtagsausschuss für Wissenschaft und Kunst unternahm unlängst eine Reise zum documenta-14-Standort Athen und fühlte sich in der Entscheidung bestätigt, die Weltkunstausstellung in diesem Jahr als Doppelschau in zwei Städten auszurichten, wie der hessische Kunstminister Boris Rhein (CDU) und die Vorsitzende des Landtagsausschusses für Wissenschaft und Kunst Ulrike Alex (SPD) betonten. Begleitet wurden die Politiker von Alexander Klar, Direktor des Museums Wiesbaden. Er allerdings bekennt sich eindeutig zu Kassel als alleinigem documenta-Ort, wie der „Deutschlandfunk“ meldete: „Ich bin Historiker und ich finde, Kassel ist der Ort, an dem die documenta entstanden ist, alles andere wäre Verrat an der documenta. Dieser Brückenschlag ist eine sehr schöne Idee. Aber den hat man, glaube ich, auch schnell wieder ausgereizt.“ Und so orakelt der Autor Ludger Fittkau in seinem Deutschlandfunk-Beitrag: „Athen wird voraussichtlich kein Dauerpartner der documenta. Kassel und Athen könnten allerdings bei einem anderen Kunstgroßprojekt Partner werden.“ Kassel will nämlich gerne 2025 Kulturhauptstadt Europas werden. Dann könnte die kulturpolitische Kooperation Athen-Kassel fortgesetzt werden – mit den jetzigen Erfahrungen in der Organisation der Doppel-Documenta hätte Kassel gegenüber allen anderen möglichen Mitbewerbern aus Deutschland einen klaren Wettbewerbsvorteil. Athen wird dann allerdings auf keinen Fall auch Kulturhauptstadt Europas sein, denn diesen Titel trug die Akropolis-Metropole schon 1985. 2021 ist die griechische Stadt Eleusis an der Reihe, und nach einem Beschluss des EU-Parlaments sind 2025 eine deutsche und eine slowenische Stadt berechtigt, diesen Titel ein Jahr lang zu tragen. In den Richtlinien heißt es, es sollte „ein besonderer Schwerpunkt auf Maßnahmen mit nachhaltiger Wirkung gelegt werden, die die Bewerberstädte im Rahmen einer kulturpolitischen Langzeitstrategie geplant haben und die eine kulturelle, wirtschaftliche und soziale Langzeitwirkung entfalten können.“ Deswegen hat man sich in der jüngeren Vergangenheit vorzugsweise für Städte entschieden, deren kulturelle Infrastruktur zum Hauptstadt-Jahr entscheidend verbessert und ausgebaut wurde. Mitkandidaten in Deutschland sind Chemnitz, Nürnberg, Dresden, Halle/Saale, Hildesheim, Hannover, Koblenz und Magdeburg. Für das Jahr 2010 hatte sich Köln beworben und den taktischen Fehler gemacht, mit dem Dom, der Museumslandschaft und dem Rheinpanorama zu werben – den Zuschlag bekam stattdessen Essen im Ruhrgebiet: „Die Kölner haben ja an kultureller Infrastruktur schon alles“, hieß es damals hinter vorgehaltener Hand. Ein solches Argument könnten aus ihrer Sicht möglicherweise auch die Mitbewerber in Hildesheim oder Chemnitz anführen: „Die Kasseler haben ja schon die documenta“. 


WEITERE NACHRICHTEN

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
KUNSTFORUM Probe lesen

„KUNSTFORUM ist ein Magazin, das so gut wie jedes Thema, das wichtig ist, beackert hat, und es ist so umfangreich, dass ich manchmal noch einmal in Heften von vor zehn Jahren schaue, und nicht selten erweist sich Kunstforum als eine Fundgrube…“ – Kasper König

Jetzt nur noch kurz bestätigen...

Wir freuen uns über Ihr Interesse am KUNSTFORUM Newsletter! Sie haben nun eine E-Mail an die von Ihnen angegebene Adresse bekommen, bitte bestätigen Sie Ihre Anmeldung über den Link!

OK
BIENNALE
GUIDE 2024
JETZT
BESTELLEN