Basel: Weibsbilder - Eros, Macht, Moral und Tod

27. Oktober 2017 · Museen & Institutionen

Albrecht Dürers Zeitgenosse Hans Baldung Grien (1484/85-1545) entwickelte eine für die damalige Zeit neuartige Ikonografie, weibliche Aktdarstellungen als Verkörperungen des blühenden Lebens in Zusammenhang mit dem unausweichlichen Tod als „Memento mori“-Bilder zu präsentieren und so die Vergänglichkeit von Schönheit und Leiblichkeit zu visualisieren. War in der mittelalterlichen Epik „ein Nachsinnen über den Tod weitgehend ausgespart… und die Dichter… bis zur staufischen Zeit dem irdischen Dasein, seinem Kampf und seinen Freuden zugewandt“ (Wolfgang Beitinger), so ist die Zeit nach 1400/1500 vielfach durch Pestepidemien geprägt, was dann auch in der Literatur und in der Malerei häufiger eine pessimistische Grundstimmung hervorbringt: Totentanzmotive gewinnen dann konsequenterweise eine Zeithöhe; das berühmteste Motiv dieser Art ist der „Basler Totentanz“ als Fresko auf der Innenseite einer Friedhofsmauer, entstanden um 1440 von einem unbekannten Meister. Auch die Fastnachtsspiele jener Epoche weisen enge Verbindungen zur Totentanz-Allegorik auf. Hans Baldung Grien stellte häufig auch Hexen als Verführerinnen dar, und zur schwäbisch-alemannischen Fastnacht von Lauingen (Donau) gehört noch heute das Ritual eines Hexentanzes, wie er bei Hans Baldung Grien und anderen Malern des 15. Jh. fester Bestandteil ihrer Ikonografie ist. Der schweizerische Zeichner und Kupferstecher Urs Graf (1485-1528) setzte solche Allegorien oft als derbe Genrebilder um; sie schildern die Schrecken des Krieges und sind wie alle Sittenbilder des 15.-17.Jh. als moralisierende Mahnung zu verstehen. Die Ausstellung Weibsbilder – Eros, Macht, Moral und Tod im Kunstmuseum Basel (bis 7. Januar 2018) stellt diese Aspekte in vielfältiger Weise heraus: „Das Thema ist nicht nur in kunsthistorischer, sondern auch in kulturgeschichtlicher Sicht ergiebig und lässt sich mit zahlreichen aktuellen Fragen verknüpfen. Den Hintergrund bilden zeitgenössische Moral- und Tugenddiskurse, wie sie etwa in den Schriften des Erasmus von Rotterdam und Agrippa von Nettesheim greifbar sind. Die Werke werden in Hinblick auf Text- und Bildquellen aus der Alltagskultur interpretiert, wie sie sich in Flugblättern, Redensarten, Fasnachtsspielen und Volksschwänken erhalten haben.“ www.kunstmuseumbasel.ch


WEITERE NACHRICHTEN

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
KUNSTFORUM Probe lesen

„KUNSTFORUM ist ein Magazin, das so gut wie jedes Thema, das wichtig ist, beackert hat, und es ist so umfangreich, dass ich manchmal noch einmal in Heften von vor zehn Jahren schaue, und nicht selten erweist sich Kunstforum als eine Fundgrube…“ – Kasper König

Jetzt nur noch kurz bestätigen...

Wir freuen uns über Ihr Interesse am KUNSTFORUM Newsletter! Sie haben nun eine E-Mail an die von Ihnen angegebene Adresse bekommen, bitte bestätigen Sie Ihre Anmeldung über den Link!

OK
BIENNALE
GUIDE 2024
JETZT
BESTELLEN