Berlin: Streit um Kunstzensur

27. Januar 2018 · Kulturpolitik

Das Studierendenparlament und der AStA der Alice Salomon Hochschule in Berlin setzten die Übermalung des Gedichts „Avenidas“ von Eugen Gomringer an der Fassade durch; sie empfinden eine Textzeile als „sexistisch“. Das löste bei vielen Vertretern der Prominenz in Politik und Kultur Empörung aus. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sieht in der Maßnahme ein „weiteres Beispiel für eine Einschränkung der Kunst“ und einen „erschreckenden Akt der Kunstverachtung“. Auch der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) meint: „Ich halte den Vorwurf des Sexismus gegen den Dichter Eugen Gomringer für absurd.“ Olaf Zimmermann (Deutscher Kulturrat) fand ebenfalls klare Worte: „Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass eine Hochschule, die selbst Nutznießer der Kunst- und Wissenschaftsfreiheit ist, dieses Recht dermaßen mit Füßen tritt.“ Dichter Gomringer kündigte an, sich rechtliche Schritte vorzubehalten. Die Hochschulleitung verteidigte die Entscheidung u.a. mit der Begründung, die Fassadenbemalung sei „nicht für die Ewigkeit“ gedacht, spätestens bei einer notwendigen Renovierung hätte sich ohnehin die Frage nach einer Neugestaltung ergeben. Jedenfalls soll ab Herbst 2018 nun ein Gedicht der Lyrikerin Barbara Köhler an der Fassade angebracht werden. In Eugen Gromringers Heimatort, der oberfränkischen Stadt Rehau im Landkreis Hof, beschloss derweil der Stadtart mit 19:2 Stimmen, das in Berlin unerwünschte Gedicht stattdessen Gedicht großformatig auf der Fassade des städtischen Museums anbringen zu lassen. www.ash-berlin.eu


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