60. Venedig Biennale: „Thresholds“ in Deutschen Pavillon
Für den deutschen Beitrag zur 60. Biennale von Venedig hat die Kuratorin Çağla Ilk Michael Akstaller, Yael Bartana, Robert Lippok, Ersan Mondtag, Nicole L’Huillier und Jan St. Werner eingeladen, unter dem Titel “Thresholds” den künstlerischen Umgang mit Schwellen, Stufen und Grenzen zu suchen.
Erstmals bewegt sich die Ausstellung des Deutschen Pavillons für die gesamte Ausstellungsdauer über die Grenzen des Pavillongebäudes in den Giardini della Biennale hinaus zu einem weiteren Standort: der benachbarten Insel La Certosa. Yael Bartana und Ersan Mondtag präsentieren ihre Arbeiten im Gebäude des Pavillons. Auf La Certosa erfährt der Gedanke der Schwelle mit den Beiträgen von Michael Akstaller, Nicole L’Huillier, Robert Lippok und Jan St. Werner eine Erweiterung.
Thresholds sind Schwellenräume, die einer paradoxen Ordnung des Dazwischen unterliegen. Sie führen von einem Ort zum nächsten und sind räumliche, aber auch zeitliche Bindeglieder. Die kuratorische Methode für den Beitrag besteht in der Verknüpfung unterschiedlicher künstlerischer Ansätze und Disziplinen innerhalb eines übergeordneten und pluralistischen Storytellings. Der faschistischen, auf Ewigkeit ausgerichteten Architektur des Pavillons setzt Ersan Mondtag ein Monument eines unbekannten Menschen entgegen. Mondtags Bezugspunkt ist die Geschichte seines Großvaters Hasan Aygün, der in den 1960er Jahren aus Mittelanatolien nach Westberlin kam, sich dort durch die Arbeit in den Fabriken der Asbest-Firma Eternit eine Existenz aufbaute und an den Folgen dieser Arbeit starb. Mit ihrer fortlaufenden Arbeit Light to the Nations in Form eines Raumschiffes nähert sich Yael Bartana einer Schwelle in Raum und Zeit: der gegenwärtigen Realität des Planeten Erde am Rande der ökologischen und politischen Zerstörung. Mit dem Brückenschlag von dem monumentalen und historisch belasteten Gebäude des Deutschen Pavillons zur Insel La Certosa wagen Michael Akstaller, Nicole L’Huillier, Robert Lippok und Jan St. Werner eine Umkehrung traditioneller Erzählformen. Eine Insel mit fließenden Grenzen wird zum Ort, an dem über Grenzen nachgedacht wird.