Chicago: Columbus-Statue abgebaut

27. Juli 2020 · Kulturpolitik

Für die europäische Geschichtsschreibung begann die Neuzeit mit der epochalen Zäsur der Erfindung des Gutenbergschen Buchdrucks, der Reformation Martin Luthers und der „Entdeckung“ Amerikas, als der Seefahrer Christoph Columbus (1451-1506) auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien in westlicher Richtung 1492 die Bahamas erreichte. Doch nach zahlreichen Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA wurden dort zahlreiche Denkmäler entfernt, so jüngst auch zwei Columbus-Statuen in San Francisco und Chicago. Dass Chicagos Bürgermeisterin Lori Lightfoot die Entfernung veranlasste, um eine Eskalation zwischen Polizei und Demonstranten zu vermeiden, bewertet die „Chicago Tribune“ als „Kehrtwendung“, denn bisher sei die Bürgermeisterin immer der Ansicht gewesen, mit der Entfernung solcher Denkmäler werde „ein Stück Geschichte gelöscht“. Die Protestler hingegen assoziieren mit der Person des Christoph Columbus „Unterdrückung und Schmerz“, und „Musik Express“ berichtet, dass Initiatoren einer Online-Petition deswegen z.B. ebenso in Minnesota ein solches Columbus-Denkmal ersetzen wollten, und zwar durch eine Statue zu Ehren des Musikers Prince (1958-2016): „Prince repräsentiert Minnesotas Werte und Kolumbus tut es nicht“. Die „FAZ“ hält indessen dagegen und mahnt: „Der Denkmalsturz ist ein politisches Kampfmittel in Umbruchszeiten, aber auch ein Reflex von totalitären Regimen. Liberale Gesellschaften sollten unbequeme Denkmäler im öffentlichen Raum ertragen.“ Für die „Frankfurter Rundschau“ ist „die ohnmächtige Wut der Afroamerikaner in den USA“ durchaus „verständlich“, sie wundert sich jedoch, dass zwar Columbus, aber „in den letzten Tagen nicht etwa ein so entsetzlicher Schlächter wie der Eroberer Mittelamerikas, Hernan Cortéz ins Visier von Attentätern geraten ist“.


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