China-Projekt: Künstler-Protest an Rüstungs-Sponsoring

25. September 2017 · Kulturpolitik

Seit der chinesische Tischtennisverband 1971 erstmals amerikanische Sportler ins Reich der Mitte einlud, begründete die „Ping Pong-Diplomatie“ einen zunächst vorsichtigen und bis heute schwierigen diplomatischen Dialog zwischen dem Westen und einem Land, dass sich formal immer noch als kommunistische Volksrepublik versteht. Die einen glauben, auch der Kulturaustausch diene der Öffnung und der positiven Pflege der Beziehungen, die anderen beklagen sich hingegen über eine Handelspolitik, die immer nur die wirtschaftlichen Vorteile im Auge habe und dabei die Menschenrechtssituation ignoriere. Diplomatisch heikel ist eine Ausstellung mit deutschen Künstlern in China mithin allemal, aber wenn eine solche Ausstellung wie derzeit „Deutschland 8“ (16.09.2017 – 31.10.2017) dann auch noch von einem Rüstungskonzern wie Rheinmetall gesponsert wird, kann das schon ein bisschen frivol wirken. Mehr als 3 Mill. Euro kostet die Präsentation von 320 Werken von 55 deutschen Künstlern in sieben chinesischen Museen; möglich ist dies nur mit Sponsoren aus der Privatwirtschaft wie VW, Siemens, Air China und eben auch Rheinmetall. Sechs teilnehmende Künstler protestierten indessen gegen das Geld aus der Waffenschmiede in einem Statement, das Hito Steyerl und Clemens von Wedemeyer formulierten und dass von Antje Ehmann in Vertretung des verstorbenen Harun Farocki, von Marcel Odenbach, Julian Rosenfeldt  und Rosemarie Trockel mitunterzeichnet wurde. Dabei geht es primär nicht um China, sondern um den Vorwurf, Rheinmetall umgehe über Joint Ventures und Tochterfirmen die Exportbeschränkungen beim Bau einer Munitionsfabrik in Saudi-Arabien und beim Bau von Kampfpanzern in der Türkei: „Wir möchten nicht, dass im Licht der kulturellen Diplomatie Deutschlands Werbung für Rüstungskonzerne gemacht wird, sondern protestieren im Gegenteil ausdrücklich dagegen, dass unsere Arbeiten für diesen Zweck vereinnahmt werden.“


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