Flüchtlingsaktion zur Art Cologne

14. April 2016 · Aktionen & Projekte

Köln war und ist nie eine richtige Schickeria-Stadt, und auch auf der Art Cologne geht es nicht ganz so versnobt zu wie auf manch anderen Edelmessen. Dennoch war der Kontrast auffällig, den die Aktionskünstler Hermann-Josef Hack und Andreas Pohlmann mit ihrem Projekt “Sichtkontakt” ganz gewollt gesucht hatten, als sie taktisch geschickt am stark frequentierten Weg zwischen Deutzer Bahnhof und Messeeingang ihre bemalten Zeltplanen und Fotodrucke mit Bildern aus Flüchtlingsunterkünften ausbreiteten: Während vor dem Messegebäude die schwarzglänzenden Limousinen wohlhabender Sammler vorfuhren, in “Sichtkontakt” zu den bemalten Zelten, verteilte der Museumsdienst Köln im Messe-Foyer über 1.500 Kulturtaschden an die Besucher – alle Taschen waren für diese Aktion von Flüchtlingen einzeln bemalt worden. Wer wollte, konnte mittels I-Pad auch via Videoverbindung mit Flüchtlingen in deren Unterkünften in Köln und Siegburg kommunizieren, und Künstler Hack freute sich, dass sich eine Schulklasse dazu entschloss, zu den gleichaltrigen Jugendlichen in der Siegburger Unterkunft auch einen persönlichen Kontakt aufzunehmen. Die Flüchtlinge wiederum können sich mit Hacks Bildern identifizieren – er habe auf den Planen mit dem Pinsel “die Geschichte unserer Flucht” aufgeschrieben, erklärter einer von ihnen dazu. Zwar suchen auch Hack und Pohlmann mit ihrer “Ersten Flüchtlingsakademie der freien Künste” die Medienöffentlichkeit, doch ihre Aktion ist mit diesen praktischen sozio-kulturellen Implikationen bewusst nicht so spektakulär angelegt wie manche Medienauftritte Ai Weiweis zum selben Thema. Von der Art Cologne-Leitung hatte Hack zwar zehn Freikarten für Flüchtlinge bekommen, aber mit seinem Sandwich-Plakat, das die Aufschrift “Sichtkontakt” und den Namen der Flüchtlingsakademie trug, durfte der Künstler dennoch “noch nicht einmal in die Vorhalle” der Messe (O-Ton Hack). Art Cologne-Boss Daniel Hug sei laut Hack der Ansicht, diese Art Kunst gehöre nicht auf eine Kunstmesse. Tatsächlich hat Daniel Hug seit seinem Amtsantritt als Art Cologne-Direktor lokale Kunsträume und -Initiativen, die früher auf der Art Cologne Info-Stände bespielen durften, wie z.B. das Bonner Frauenmuseum oder der Kölner Künstlerverein 68elf, inzwischen von der Messe verbannt, um den Hallenpan besser vermarkten zu können. Auch die Kunstzeitschriften, die früher einen recht komfortablen Sektor hatten, fühlen sich bei der Kojenaufteilung heute eher stiefmütterlich behandelt. Performance-Beiprogramme, wie sie auf anderen Kunstmessen üblich sind, fehlen auf der Art Cologne weitgehend. Daher gewann der Künstler Hermann-Josef Hack den Eindruck, alles, was nicht unmittelbar verkäuflich sei, störe auf der Art Cologne mittlerweile, und durch Hugs Lokalverbot für seine Aktion fühlt er sich in dieser Ansicht bestätigt.


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