Gregor Schneider: "Wen juckt Zensur heute noch?"

3. Mai 2016 · Hochschulen

Als der Bildhauer Gregor Schneider zur Ruhrtriennale in Duisburg unter dem Titel “Totlast” eine Tunnelröhre inszenieren wollte, sagte der OB Sören Link das Projekt kurzerhand ab – die Idee erinnere zur sehr an das Unglück der Love Parade; die Stadt sei noch nicht reif für solch ein Kunstwerk. Realisiert wurde das Projekt schließlich 2014 in Bochum, doch Gregor Schneider hatte allen Grund, dem Duisburger Politiker Zensur vorzuwerfen. Duisburger Bürger protestierten damals gegen die Bevormundung durch ihren OB, und der Sammler Horst Spankus zog aus Solidarität mit Gregor Schneider seine Leihgaben aus dem örtlichen Lehmbruck-Museum ab. Als Schneider zur Biennale von Venedig 2003 seine Installation “Cube” realisieren wollte, als schwarzen Würfel, der die Kaaba in Mekka und das “Schwarze Quadrat” von Kasimir Malewitsch reflektiert, schritt die Regierung in Rom ein und verbot die Aufstellung. Biennale-Präsident Davide Croff teilte dem Bildhauer per E-Mail mit, in Rom habe man sich dazu entschieden, “aufgrund seiner politischen Natur” auf das Werk zu verzichten. Auch in Berlin empfand man eine Aufstellung vor dem Hamburger Bahnhof als zu heikel – Peter Klaus Schuster, Generaldirektor der Staatlichen Museen, legte sein Veto ein. 2007 zeigte der Künstler dann dieses Werk schließlich auf dem Gelände der Hamburger Kunsthalle, und dies mit ausdrücklicher Billigung des Vorsitzenden der norddeutschen Muslim-Gemeinden: der Islam verbiete nicht die Nachbildung der Kaaba. Im Rahmen der “Münster Lectures” an der Kunstakademie Münster spricht Gregor Schneider am 10. Mai 2016 um 18 Uhr im Hörsaal der Akademie über seine persönlichen Erfahrungen mit Kunstzensur. Provokanter Titel: “Wen juckt Zensur heute noch?”


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