Kultur contra Massentourismus

7. Juni 2019 · In eigener Sache

33 Mill. Besucher flanieren alljährlich in Venedig über den Markusplatz, an den Kanälen entlang oder über das Biennale-Gelände. Unter vielen Einheimischen regt sich Unmut über die mit Rollkoffern daher rumpelnden Massenströme, „die sich von Venedig einen Instagram-Hintergrund erwarten“, wie es die „taz“ formuliert. Die Boote mit den Tagestouristen dürfen daher künftig nicht mehr die Anlegestellen in San Marco an der Riva degli Schiavoni unweit des Markusplatzes ansteuern, sondern nur noch den Fondamente Nuove. Absperrungen, bewacht von Polizisten, sollen die Touristenkarawane urbanverträglich „umleiten“. In Berlin registriert man ähnliche Probleme mit feierwütig-lärmigen Wochenendbesuchern und der unerwünschten Umnutzung knappen Wohnraums zu Ferienlofts. Die Berliner Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) will den negativen Begleiterscheinungen des Massentourismus nun ebenfalls durch Verlagerung begegnen: „Wir wollen den Qualitätstourismus auch außerhalb von Mitte und Kreuzberg entwickeln… Wir stärken die Außenbezirke und fördern so stadtverträglichen Tourismus.“ Zum Modellfall für solch ein Projekt hat sich die Senatorin Neu-Kladow ausgeguckt, wo der Gutspark zwischen 2021 und 2025 zu einem Kulturstandort ausgebaut werden soll. Unter anderem ist ein „Naturtheater“ geplant und eine Außenstelle des Museums Spandauer Zitadelle in der Villa, welche einst Bismarcks Mutter bewohnte. Künftig soll die Villa als Ausstellungshaus genutzt werden. Auch die Bundesluftwaffe bereichert das Kulturleben von Neu-Kladow und will jährlich 300.000 Qualitätstouristen mit ihrem Militärhistorischen Museum anlocken. Das dortige Luftwaffenmuseum durchläuft schon seit einiger Zeit eine längere Umbau- und Renovierungsphase, die insgesamt 100 Mill. Euro kostet. Die anderen Maßnahmen, die Senatorin Pop für Neu-Kladow vorhat, sind mit 10 bis 15 Mill. Euro kalkuliert und werden aus Töpfen für Wirtschaftsförderung und Lotto-Geldern finanziert.


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