Lenin, Engels, Marx

22. Mai 2017 · Aktionen & Projekte

Auch ein Vierteljahrhundert nach der Auflösung des Sowjet-Imperiums üben Skulpturen, die einst der Verherrlichung von Wladimir Iljitsch Lenin dienten, auf manche Künstler immer noch eine Faszination aus. 2004 tourte der Künstler Rudolf Herz mit einer Lenin-Statue durch Europa und ließ an einzelnen Stationen jeweils linke Politiker und Intellektuelle Statements über das Scheitern des Sozialismus und über die Notwendigkeit einer linken Utopie abgeben. Das Projekt hieß „Lenin on Tour“ und verfolgte das erklärte Ziel, „den Menschen Lenin zu zeigen und Lenin wiederum das 21. Jahrhundert zu erklären“. Jetzt machte sich auch der britische Künstler Phil Collins auf den Weg und überführte eine Friedrich-Engels-Statue über diverse Stationen aus der Ukraine nach Manchester. Dort soll sie dauerhaft im öffentlichen Raum aufgestellt werden. Der „Manchester-Kapitalismus“ um 1840 mit seiner Ausbeutung der Arbeiter und ihren Wohnquartieren in Elendsvierteln veranlasste Friedrich Engels 1845 zu einer Streitschrift, die noch heute als Pionierwerk der empirischen Soziologie gilt: „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“. Insofern ist die Aufstellung einer Engels-Statue in Manchester durchaus stimmig, wenn auch 13 Jahre nach der Herz-Tour mit der Lenin-Plastik künstlerisch nicht sehr originell, sondern eher epigonal. Trier hingegen bekommt als Geschenk der Volksrepublik China eine neue Karl-Marx-Statue, nämlich eine 6,30 m hohe Skulptur des Künstlers Wu Weishan. Die Bronzeskulptur wird in Marxens Geburtsstadt 2018 eingeweiht. Der Stadtrat hat das Geschenk inzwischen offiziell angenommen. Umstritten ist das Geschenk allerdings bei den Trierer Grünen: während Richard Leuckefeld der Ansicht ist, „jahrzehntelang haben es die Verantwortlichen der Stadt vermieden, Karl Marx zu würdigen“ und daher fülle das Geschenk das Vakuum auf, lehnte sein grüner Parteifreund Rainer Marz die Gabe ab: „Wer ein Geschenk annimmt, ehrt den Schenkenden. Die Kommunistische Partei Chinas ist keine Ehre wert“. Wie die Bevölkerung von Manchester auf die von Künstler Collins importierte Engels-Skulptur reagiert, bleibt abzuwarten.


WEITERE NACHRICHTEN

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN
KUNSTFORUM Probe lesen

„KUNSTFORUM ist ein Magazin, das so gut wie jedes Thema, das wichtig ist, beackert hat, und es ist so umfangreich, dass ich manchmal noch einmal in Heften von vor zehn Jahren schaue, und nicht selten erweist sich Kunstforum als eine Fundgrube…“ – Kasper König

Jetzt nur noch kurz bestätigen...

Wir freuen uns über Ihr Interesse am KUNSTFORUM Newsletter! Sie haben nun eine E-Mail an die von Ihnen angegebene Adresse bekommen, bitte bestätigen Sie Ihre Anmeldung über den Link!

OK
BIENNALE
GUIDE 2024
JETZT
BESTELLEN