Museumsprojekte Abu Dhabi: keine Zusammenarbeit mit Menschenrechtsorganisationen

29. Juni 2016 · Kulturpolitik

Ob in Katar für die Fußball-WM 2022 Sportstadien gebaut werden oder ob neue Museumskomplexe im Wüstensand von Abu Dhabi entstehen: immer wieder werden Vorwürfe über die Ausbeutung der zumeist ausländischen Arbeitskräfte auf den dortigen Baustellen erhoben. Die Fußball-Ikone Franz Beckenbauer kommentierte dies etwas nassforsch: „Ich habe noch keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen!“ Die Künstlervereinigung Gulf Labour Coalition setzt sich unterdessen seit sechs Jahren für die Rechte der Arbeitskräfte am Bau des arabischen Kulturzentrums auf Saadiyat Island ein. Dort entstehen derzeit Filialen des Louvre und des Guggenheim Museums; auch das British Museum und die New York University (NYU) realisieren hier Bauprojekte. Human Rights Watch prangerte bei diesen Projekten immer wieder zu niedrige Löhne, miese Unterbringung in überfüllten Unterkünften und Zwölfstunden-Schichten mit schwerer körperlicher Arbeit in der Gluthitze an, die am Arabischen Golf herrscht: zwischen Mai und Oktober liegen die Durchschnittstemperaturen dort nämlich tagsüber generell immer über 30 Grad Celsius. Manche Arbeiter müssen zudem vorher hohe Vermittlungsprovisionen bezahlen, um dort überhaupt einen Job zu bekommen – sie sind bei den dubiosen Vermittlern bereits hochverschuldet, bevor sie auf der Museumsbaustelle in Abu Dhabi auch nur eine einzige Schaufel mit Sand und Zement in die Betonmischmaschine gekippt haben. Sowohl das Guggenheim Museum als auch das British Museum kündigten nun an, beim Bau ihrer Abu-Dhabi-Projekte fortan auf eine Zusammenarbeit mit den Menschenrechtsorganisationen Human Rights Watch (HRW) und International Trade Union Confederation (ITUC) verzichten zu wollen. Das Guggenheim Museum hält es stattdessen für sinnvoller, lieber mit den örtlichen Behörden zusammen zu arbeiten als mit HRW und ITUC. Auch das British Museum behauptet, in Sachen Arbeitsrecht seien bereits Fortschritte erzielt worden und sieht keinen weiteren Gesprächsbedarf mit den Kritikern mehr.


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