Neue Kunstmesse in Berlin

12. April 2017 · Messen & Märkte

Die seit 2007 durchgeführte abc-art berlin contemporary verstand sich nicht als „richtige Kunstmesse“, sondern als „Plattform“, und so unternimmt man nun einen neuen Anlauf, in der Hauptstadt wieder eine klassische Messe mit moderner und zeitgenössischer Kunst zu etablieren: in diesem Herbst geht in der „Station“ am Gleisdreieck Kreuzberg die Art Berlin (14.-17. 9.2017) an den Start, sozusagen als abc-Ersatz, geleitet von der bisherigen abc-Chefin Maike Kruse. Statt Konkurrenz zu den rheinischen Kunstmärkten wie früher ist nun Zusammenarbeit angesagt: die Art Cologne und die Koelnmesse sind in Berlin als Partner mit im Boot, bzw. ab September 2017 der künstlerische Art Cologne-Leiter Daniel Hug. „Berlin hat uns angesprochen“ erklärte Hug gegenüber „Kunstforum“-Autorin Uta M. Reindl. Wo die Art Basel und die Londoner Frieze Art Fair in den vergangenen Jahren spektakulär Filialgründungen in Miami, Hongkong und New York vorgenommen haben, will Hug indes den Eindruck vermeiden, die abc mutiere womöglich zu einer zweiten Art Cologne, und so spricht er bewusst nicht von „Einsteigen“, sondern von „Kooperation“. So, wie z. B. deutsche Autohersteller betonen, sie ließen nicht nur, weil es dort billiger sei, vor Ort in Mexiko oder Brasilien produzieren, sondern vor allem, weil man auf den dortigen regionalen Märkten “näher am Kunden” sei, macht es auch für die Veranstalter von Kunstmessen Sinn, sich mit Tochtermessen auf anderen Kontinenten Zugang zu den dortigen Sammlermärkten zu verschaffen. Köln profitierte als Kunsthandelsstadt immer von seiner geografischen Nähe und von günstigen Verkehrsanbindungen ans westliche Ausland, aber für Kölner Galerien war die Art Cologne schon lange kein Heimspiel mehr – unter den deutschen Ausstellern dominierten auf der Teilnehmerliste seit dem “Hauptstadt-Boom” der vergangenen 20 Jahre deutlich die Galerien aus Berlin. Obwohl konkrete Details der Zusammenarbeit erst im Mai bekannt gegeben werden, lässt sich mutmaßen, dass sich die Messestandorte Köln und Berlin gleichermaßen Synergieeffekte von einer solchen Kooperation versprechen. Von einer “McDonaldisierung” der beiden führenden Kunsthandelszentren kann indes keine Rede sein. Uta M. Reindl über Daniel Hugs Überlegungen: “Darin unterscheidet sich die” Art Cologne als “älteste Kunstmesse der Welt deutlich von der nach ihr gegründeten Baseler Messe, dass sie… keinesfalls jenes ‘Global Life Marketing’ mit betreibe, wie dies die MCH Group (Basel) im Rahmen ihres neuen ‘Portfolios regionaler Kunstmessen an bedeutenden Kunstorten’ umsetzt”. So steigen die Basler MCH-Leute – wie zuvor bei der India Art Fair in Neu-Dehli – nun auch bei der neuen Düsseldorfer Veranstaltung Art Düsseldorf ein, was nach Insider-Beobachtungen “langfristig ganz im Sinne der Baseler Messe geschieht”. Als Reaktion auf die Abwanderung der bisherigen Kölner Art.Fair nach Düsseldorf kann man Daniel Hugs Berliner Kooperationspläne sicherlich nicht werten, denn die Art Cologne-Macher und die Koelnmesse haben eine zweite große Kunstmesse in Köln bekanntlich nie gewollt, und selbst kleinere Satelittenmessen haben in der Domstadt nie länger als drei bis vier Jahre durchhalten können. Auch eine Messekonkurrenz aus Düsseldorf haben die Kölner in den vergangenen 5 Jahrzehnten stets zu absorbieren vermocht: die 1970 erstmals ausgerichtete “Westdeutsche Kunstmesse Köln-Düsseldorf” fand irgendwann nur noch in Köln statt, und  die  Düsseldorfer “Art Multiple” ging seinerzeit ebenso in der “KunstKöln auf”. Was mithin immer auch bei den Kölner Messemachern an strategischem Kalkül eine Rolle spielen mag: mit der Wirtschaftskonkurrenz zu Düsseldorf hat dies sicherlich nichts zu tun, und mit “feindlicher Übernahme” der abc wohl auch nicht. Marktbeobachter warten mit Spannung darauf, wie sich die Berliner Messemacherin Maike Kruse und ihr Kölner Kollege Hug in dieser ungewöhnlichen neuen Messepartnerschaft zusammen raufen werden.


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