Polnisches Kulturinstitut: Direktorin entlassen

17. Dezember 2016 · Kulturpolitik

Eigentlich lief ihr Vertrag noch bis Sommer 2017. Doch Katarzyna Wielga-Skolimowska wurde als Leiterin des Polnischen Instituts in Berlin vom polnischen Außenministerium bereits ein halbes Jahr vorher abberufen. Dem Institut unter ihrer Direktion wurde „eine zu große Aufmerksamkeit für jüdische Themen vorgeworfen“ berichtete die „tageszeitung“ (taz). Die Regierung in Warschau hatte von den polniaschen Kulturvermittlern wiederholt ein „Ende der Kultur der Scham“ gefordert. Wielga-Skolimowska, seit 2013 Leiterin des Instituts, bekam bereits im Frühjahr 2016 die konservative Małgorzata Bochwic-Ivanovska als stellvertretenden Institutsdirektorin zur Seite gestellt. Mit der Entlassung der Direktorin wurde das Polnische Institut nun im Sinne der nationalkonservativen Regierung „auf Linie gebracht“ (taz). Im vergangenen Jahr wurden laut „Gazeta Wyborcza“ bereits weitere 13 Leiter von 24 Polnischen Kulturinstituten ausgewechselt. In einem offenen Brief an den polnischen Botschafter und an den Außenminister in Warschau drückte das Jüdische Museum in Berlin seine „Bestürzung“ und „Irritation“ über die Entlassung der Direktorin aus. Dem Protest schlossen sich der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und jener der Berlinischen Galerie an, ebenso der Intendant der Berliner Festspiele und der Stiftungsdirektor der Neuen Synagoge Berlin – Centrum Judaicum. Als einer der Scharfmacher gegen das Berliner Institut gilt laut „taz“ der Botschafter Przyłębski, der in einer internen Bewertung das Polnische Kulturinstitut ermahnt haben soll, es „mit polnisch-jüdischen Themen nicht“ zu „übertreiben“, und dem man nachsagt, sein eigenes Kulturverständnis mit dem Satz zu definieren: „Die blinde Nachahmung nihilistischer und hedonistischer Trends führt zivilisatorisch zu nichts Gutem“.


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