Rudolf Schlichter in Halle

25. Mai 2016 · Museen & Institutionen

Er war Kommunist und gläubiger Katholik, zeitweise anti-bürgerlich und dann ein eher konservativer Zivilisationskritiker mit geistiger Nähe zu Ernst Jünger: der Maler und Autor Rudolf Schlichter (18901955) durchlebte biografische Brüche und war als Vertreter der “Neuen Sachlichkeit” ein wichtiger Porträtist in den 1920er Jahren. Zu seinen bekanntesten Werken zählt ein Porträt von Bert Brecht. In seiner künstlerischen Frühzeit handelte er mit pornografischen Blättern, 1919 kam er nach Berlin, schloss sich dort den Dadaisten, der KPD und der Novembergruppe an. Seine erste Einzelausstellung 1920 in Berlin geriet zum Skandal wegen einer Soldatenpuppe, die zusammen mit einem Schweinskopf von der Decke hing. Schlichter, sein Galerist Otto Buchard und die Dadaisten George Grosz, John Heartfield und Wieland Herzfelde wurden wegen Beleidigung der Reichswehr strafrechtlich belangt. Nach 1925 durchlebte er eine innere Wandlung und veröffentlichte zwei Autobiografien als radikale Selbstabrechnung mit seinem früheren Leben. Das nächste Buch verboten die Nazis als zu pervers und zu pornografisch; 1935 schlossen sie ihn aus der Reichsschrifttumskammer und aus dem Reichsverband Deutscher Schriftsteller aus, 1938 auch aus der Reichskammer der bildenden Künste. Siebzehn seiner Bilder wurden aus Museen beschlagnahmt, Schlichter selbst kam wegen “unnationalsozialistischer Lebensführung” für drei Monate in Untersuchungshaft. In seiner Malerei widmete er sich nun vermehrt allegorichen Darstellungen und der Wiedergabe surrealistischer Motive. 1955 starb er in München an einer Nierenerkrankung. Eine Ausstellung über das Gesamtwerk Rudolf Schlichters ist nun vom Mittelrhein Museum Koblenz nach Halle zum Kunstverein Talstraße gewandert, wo sie noch bis zum 24. Juli 2016 läuft.


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