Stadt Aachen: Rückzug aus Preisverleihung

2. Oktober 2019 · Kulturpolitik

„Wir müssen nach entsprechenden Recherchen davon ausgehen, dass der designierte Preisträger Anhänger der BDS-Bewegung ist und mehrfach an Maßnahmen zum kulturellen Boykott Israels beteiligt war“, zitiert die „Aachener Zeitung“ den Oberbürgermeister Marcel Philipp (CDU): aus diesem Grund zog sich die Stadt Aachen aus der Verleihung des Aachener Kunstpreises an den libanesisch-amerikanischen Künstler Walid Raad (52) zurück. Immerhin ist der Preis mit 10.000 Euro dotiert. Dass die BDS-Bewegung zum Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen gegen Israel aufruft, erinnert die Bundestagsabgeordneten von CDU/CSU, SPD, FDP und großer Teile der Grünen an „die schrecklichste Phase der deutschen Geschichte.“ Am 1. April 1933 hatte die NSDAP reichsweit zum Boykott jüdischer Geschäfte aufgerufen; auf alten Fotos kann man sehen, wie sich SA-Männer drohend vor den Ladenlokalen postierten, um Kunden abzuschrecken. Daher verabschiedeten der Deutsche Bundestag mit den Stimmen der erwähnten Fraktionen im Mai 2019 und ebenso der Landtag des Landes Nordrhein-Westfalen eine Resolution gegen derlei Antisemitismus. Die BDS stelle das Existenzrecht Israels infrage und dies dürfte man hier zu Lande „nicht laufen lassen“, befand auch der Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD). Die Aachener Zeitung berichtet, OB Philipp habe den Künstler Raad gebeten, „seine Position zur BDS-Bewegung“ zu erklären, doch dieser habe darauf „nicht nur ausweichend“, sondern auch „mokant und süffisant“ geantwortet, was dann wohl den endgültigen Ausschlag für die Entscheidung zum städtischen Rückzug aus der Preisverleihung gab. Die Freunde des Ludwig Forums für Internationale Kunst e.V als Ausrichter des Preises wollen die Verleihung dennoch vornehmen. Wegen ihrer Sympathie für die BDS-Bewegung musste kürzlich die britisch-pakistanische Autorin Kamila Shamsie auf die Verleihung des Nelly Sachs-Preises der Stadt Dortmund verzichten.

Dazu in Band 263 erschienen:


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