Zentrum für politische Schönheit auf Todesliste

4. Mai 2017 · Kulturpolitik

Ein völlig bizarrer Fall, den sich wohl kaum ein Krimi-Drehbuchautor so ausdenken würde, machte in den vergangenen Tagen Schlagzeilen: unter Terrorverdacht wurde der Bundeswehroffizier Franco A. verhaftet. Er soll sich als syrischer Flüchtling ausgegeben haben, durchlief auch unbeanstandet das behördliche Registrierungsverfahren, obwohl er kaum Arabisch spricht. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, mit dieser Tarnlegende „eine schwere staatsgefährdende Straftat mit rechtsextremen Hintergrund“ geplant zu haben. Es heißt, man habe bei ihm eine „Todesliste“ gefunden, auf der er die Namen von Altbundespräsident Joachim Gauck, Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) und der Politikerin Anne Helm (Die Linke) notiert habe, aber auch die Künstlerinitiative ZPS-Zentrum für politische Schönheit um den Theaterregisseur und Aktionskünstler Philipp Ruch. Das Berliner Landeskriminalamt informierte die Künstleraktivisten; es gäbe jedoch inzwischen „keine akute Gefahr“ mehr, da der Verdächtige in Haft sei. Das ZPS erklärte in einer Stellungnahme, es ließe sich „nicht einschüchtern“ und werde „seine Arbeit selbstverständlich in voller Konsequenz fortsetzen“. Die Künstler forderten „von der Bundesregierung die lückenlose Aufklärung sowie den Schutz der Rechte auf Kunstfreiheit und freie Meinungsäußerung“. Mit ihren spektakulären Projekten in einer Mischform aus politischen Aktivismus und Kunstaktion als „radikal neue Form des Theaters“(O-Ton ZPS) sorgte das ZPS mehrfach für Schlagzeilen: 2015 wurde auf Initiative des Zentrums für Politische Schönheit aus Protest gegen die EU-Flüchtlingspolitik in Berlin eine Frau bestattet, die nach Angaben der Gruppe im Mittelmeer ertrunken war. 2016 setzten die Künstler in Berlin vor dem Maxim Gorki-Theater lebendige Tiger in einem Käfig zu ihrer Aktion „Not und Spiele – Flüchtlinge fressen“ ein, um die Bundesregierung unter Druck zu setzen, Flüchtlinge aus der Türkei einreisen zu lassen.


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