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Magazin: Bücher · von Jürgen Raap · S. 396 - 397
Magazin: Bücher , 2005

Jürgen Raap
Act! – Handlungsformen in Kunst und Politik

“Die Krisis des Regierens ist bei den Regierenden noch nicht angekommen”, konstatiert Helmut Willke. Mit “Krisis” ist nicht etwa eine Politikverdrossenheit gemeint, wie sie in Deutschland derzeit am relativ hohen Prozentsatz der Nichtwähler festzumachen ist, sondern ein grundsätzlicher Strukturwandel: Angesichts der zunehmenden ökonomischen Bedeutung der “wissensbasierten Güter” verlieren “herkömmliche Produktionsfaktoren (Land, Kapital, Arbeit)… dramatisch an Bedeutung.” Die Kommunikationsstrategien der Wissensgesellschaft sind jedoch globalisiert; d.h. sie sind nicht an eine territoriale Hoheit gebunden wie staatliches politisches Handeln.

Das macht den Nationalstaat, wie er sich im 19. Jh. gebildet hat, als Handlungs- und Organisationsform eigentlich überflüssig, doch paradoxerweise erlebt derzeit gerade der Nationalismus einen neuen Auftrieb, etwa auf dem Balkan und in anderen Regionen Osteuropas.

Manfred Faßler kommt hinsichtlich der Krisenanfälligkeit der Politik zu ähnlichen Erkenntnissen wie Hellmut Willke. Faßler schildert, wie die traditionellerweise auf institutionelle Geschlossenheit bedachte Politik heute in den “dynamischen Umwelten” versickert, die “andere Zeitformen, Diskontinuitäten und Komplexitäten bearbeiten”, und die den Politikern schließlich nur noch die Möglichkeit lassen, “Kommunikation zu deregulieren.” Konkret ist dies z.B. an der aktuellen Diskussion über Biopatente zu beobachten, die juristisch nur supra-national zu führen ist, aber auch an einer Flexibilisierung der Lebensstile mit veränderten Arbeitszeiten und Konsumgewohnheiten.

G.J. Lischka und Peter Weibel haben eine Aufsatzsammlung zusammen getragen, die sich mit der immer stärkeren “Mediatisierung” der Gesellschaften und ihrer politischen Systeme beschäftigt. Ausgangspunkt ist die “Kunst des Performativen”, wie sie Dieter Mersch ausführlich darstellt, und deren logische Konsequenz dann ein “Übertritt der Kunst in den öffentlichen und sozialen Raum”…


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